Die wochenlange Hitze hat den Pflanzen sichtlich zugesetzt: überall komplett vertrocknete Rasenflächen, mickrige Nutzpflanzen auf Feldern am Stadtrand, welk aussehende Sträucher allerorten. Nun endlich ein Regenguss.
Aber nutzt der Regen wirklich? Kann er helfen oder ist er nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein? Denn tatsächlich raten Expertinnen und Experten schon seit einiger Zeit davon ab, den Rasen zu sprengen, weil der Großteil des Wassers verdunstet. „Deshalb werden viele öffentliche Rasenflächen ja auch schon länger gezielt nicht mehr gewässert“, sagt Wildtier- und Umweltexperte Derk Ehlert.
Der Fachmann arbeitet bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK) und kennt sich aus mit dem Berliner Stadtgrün. Er sagt ganz klar: „Jeder Regen ist besser als kein Regen. Aber das, was jetzt runterkommt, hilft nur bedingt.“
„Der Boden ist derzeit tiefgründig knochentrocken“, weiß Derk Ehlert. „Und wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann, dass es ab jetzt eine Woche lang richtigen Landregen gibt, damit das Wasser bis in die tiefen Bodenschichten vordringen kann und auch die durstigen Bäume, die 1,80 Meter tief wurzeln, was abbekommen.“
Das Problem sei nämlich, dass das herabfallende Regenwasser zunächst nur die oberen Erdschichten erreiche beziehungsweise bei akutem Starkregen einfach abfließe: Dadurch, dass die Erde so trocken ist, ähnelt sie eher einer versiegelten Fläche. Nur sanfter, lang anhaltender Landregen kann nach und nach eindringen und dann immer mehr Feuchtigkeit aufnehmen.
„Wenn es die Woche immer mal wieder regnet, kommt die Feuchtigkeit etwa bis zu einer Tiefe von einem halben Meter, was für die Sträucher gut ist. Aber um die mache ich mir weniger Sorgen, ebenso wenig wie um die einjährigen Pflanzen oder die Rasenflächen. Stauden haben unterirdische Rhizome und treiben meistens im Folgejahr wieder aus, die meisten Gräser haben Samen ausgebildet, die nur darauf warten, im Frühjahr wieder keimen zu können. Wie Phönix aus der Asche.“
Wie geht es den Bäumen und Sträuchern der Stadt?
Das gesamte Stadtgrün ist sichtlich in Mitleidenschaft gezogen. „Die Birke wirft jetzt schon ihre Blätter ab, am Ahorn und an der Kastanie sehen wir Blattrandnekrosen, also absterbendes Gewebe, das braun wird“, so Ehlert. „Das sind die sichtbaren Zeichen der akuten Hitze und Trockenheitsbelastung. Die Bäume leiden – selbst jene, die in Wassernähe stehen, weil die Sonne zu stark und zu lange scheint.“
Aber nicht nur das. Der Fachmann fürchtet weitere Schäden: „Wenn das der erste Hitze- und Trockensommer wäre, wär das kein großes Problem. Aber unsere heimischen Bäume sind für derart lange Dürreperioden nicht ausgelegt. Ich rechne damit, dass wir ab Herbst, wenn es windiger wird, viele Astabbrüche zu verzeichnen haben, mindestens.“ Auch entwurzelte und umfallende Bäume könnte es vermehrt geben, wenn nicht in diesem Jahr, dann sehr wahrscheinlich in den folgenden.
„Bäume sind nachtragend. Wenn sie einmal geschwächt sind, und das sind sie derzeit alle, erholen sie sich nicht so schnell. Die Schäden sind jetzt eindeutig da, und die Spätfolgen werden wir in den nächsten Jahren sehen“, fürchtet Derk Ehlert.
Dabei sind die Bäume so wichtig für das Stadtklima: Sie binden CO2 und geben Sauerstoff ab, sie spenden Schatten, was nicht nur angenehm ist, sondern tatsächlich für weniger Verdunstung sorgt. Bäume schaffen ein angenehmeres Stadtklima. Wenn sie nicht da sind, heizt der Beton sich gnadenlos auf, die Stadt glüht.




