Kolumne

Wie ich im Zonenrandgebiet einen DDR-Grenzsoldaten provozierte

Unser Kolumnist erinnert sich an seine erste Begegnung mit Grenzschützern der DDR an der Grenze zu Niedersachsen.

Zonengrenzkontrollpunkt Helmstedt-Marienborn
Zonengrenzkontrollpunkt Helmstedt-Marienbornimago

So viel ist über die Mauer geschrieben worden. Über die unwürdige Grenze, die Berlin teilte und Ost- von Westdeutschland über 28 Jahre trennte. Aber so gut wie nichts liest man über diejenigen, die im Westen dicht am Stacheldraht wohnten.

Ich bin in einem Dorf in der Nähe von Helmstedt aufgewachsen, zehn Kilometer von der „Zonengrenze“, wie sie lange hieß. Wir lebten im sogenannten Zonenrandgebiet. Das ostniedersächsische Helmstedt war vor der Wende die „letzte Stadt vor der Grenze“. Ab 1990 verschwand meine Heimatstadt zunehmend in der Bedeutungslosigkeit; auf der A2 rauscht man heute an ihr vorbei. Mein Gymnasium in der kleinen Stadt lag nur rund drei Kilometer von der Absperrung entfernt. Wir jungen Westdeutsche sind damals eher nach Paris, Rom und Madrid gefahren anstatt nach Halle oder Rostock, billig, einen Monat lang, mit einem Interrail-Ticket.

Und dennoch war uns die Grenze, diese unnatürliche Teilung in Ost und West, jeden Tag bewusst. Wir lebten mit ihr. Ich erinnere mich, dass wir als 13-Jährige Mitte der 1970er-Jahre mit dem Fahrrad an die Absperrung „Halt, hier Zonengrenze“ fuhren. Dann stiegen wir ab; wir wussten von früheren Besuchen unserer Eltern, dass wir nur an gewissen Punkten dicht herangehen durften. Aber wir waren Jugendliche und wollten uns beweisen. Wahrscheinlich hatte die beginnende Pubertät unsere Sinne vernebelt.

Berliner Zeitung

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