Kolumne Ostbesuch (61)

Was macht Olaf Scholz, wenn er richtig feiern will? Abschiedsworte an den Kanzler

Was bleibt vom Bundeskanzler Olaf Scholz? Eine Lücke zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdzuschreibung. Das Bild eines Gescheiterten. Und diese Aktentasche.

Lustig, oder? Der demokratische Senator Chris Coons und Olaf Scholz.
Lustig, oder? Der demokratische Senator Chris Coons und Olaf Scholz.Bundesregierung

Mein Lieblingskanzlerwitz geht so: „Was macht Olaf Scholz, wenn er einen Adrenalinkick braucht? – Er druckt Dokumente doppelseitig aus.“ Wobei der auch lustig ist: „Warum spielt Olaf Scholz so selten Scharade? – Weil niemand erkennt, dass er überhaupt etwas darstellt.“ Okay, einen noch: „Was macht Olaf Scholz, wenn er richtig feiern will? – Er bleibt zehn Minuten länger im Büro.“ Ja, man konnte wirklich gut lachen über den Bundeskanzler. Olaf, der Scholzomat, der Schlaubischlumpf, der Besonnenkönig. Und jetzt wird es wieder ernst.

Olaf Scholz und seine SPD sind abgewählt worden an diesem Sonntag, und für die meisten Deutschen ist das eine gute Nachricht. Sie hatten offensichtlich genug von einem Kanzler, der meist spröde und gefühlskalt und offen wie eine Auster wirkte. Der nicht erklären konnte (und manchmal auch nicht wollte), was und warum er es tat. Weil er es nicht für nötig hielt? Weil er zu sehr von sich selbst überzeugt war? Mehr Akten gelesen als Menschen zugehört hatte? Und warum waren eigentlich immer die anderen schuld, hatten immer andere Fehler gemacht, nur er, nein, daran konnte er sich nicht erinnern, also niemals?

Berliner Zeitung

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