Bericht

Uwe Tellkamp in Potsdam über Anfeindungen von links: „Ich glaube, es ist mein Scheitel“

Der Schriftsteller Uwe Tellkamp liest in Potsdam aus seinem neuen Romanfragment und diskutiert über verengte Meinungskorridore.

Uwe Tellkamp, ein Foto aus dem Archiv
Uwe Tellkamp, ein Foto aus dem ArchivThomas Meyer/Ostkreuz

Die Kulturscheune Marquardt liegt unweit des gleichnamigen Potsdamer Bahnhofs, eingebettet in eine ruhige Seitenstraße des Ortskerns. Der dunkle Weg dorthin führt über grasbewachsene Gehwege, bis man schließlich die hell erleuchteten Fenster der Scheune sieht. Drinnen stehen etwa hundert Stühle, die bereits kurz vor Veranstaltungsbeginn nahezu komplett besetzt sind. Eine Lesung von Uwe Tellkamp ist eben längst mehr als ein literarisches Ereignis. Sie ist oft auch eine Manifestation für die Meinungsfreiheit, die nicht selten von linksradikalen Protesten gestört wird. Schon einmal vorweg: Dieses Mal blieb es ruhig.

Tellkamp, einst gefeierter Chronist der späten DDR, mit seinem mehrfach preisgekrönten Roman „Der Turm“, und Träger des Deutschen Buchpreises, galt lange als gesamtgesellschaftlicher Fixstern der deutschsprachigen Literatur. Mit präzisem Blick auf das Alltagsleben im autoritären Staat, psychologischer Tiefe und sprachlicher Eleganz wurde er zum Liebling der Literaturkritik. Doch in den letzten Jahren hat sich sein Ruf gewandelt. Seine zunehmend politisch provokanten Äußerungen, von der Kritik an der Corona-Politik bis hin zu migrationskritischen Positionen, haben ihn zu einer streitbaren Figur werden lassen.

Berliner Zeitung

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