Die Kulturscheune Marquardt liegt unweit des gleichnamigen Potsdamer Bahnhofs, eingebettet in eine ruhige Seitenstraße des Ortskerns. Der dunkle Weg dorthin führt über grasbewachsene Gehwege, bis man schließlich die hell erleuchteten Fenster der Scheune sieht. Drinnen stehen etwa hundert Stühle, die bereits kurz vor Veranstaltungsbeginn nahezu komplett besetzt sind. Eine Lesung von Uwe Tellkamp ist eben längst mehr als ein literarisches Ereignis. Sie ist oft auch eine Manifestation für die Meinungsfreiheit, die nicht selten von linksradikalen Protesten gestört wird. Schon einmal vorweg: Dieses Mal blieb es ruhig.
Tellkamp, einst gefeierter Chronist der späten DDR, mit seinem mehrfach preisgekrönten Roman „Der Turm“, und Träger des Deutschen Buchpreises, galt lange als gesamtgesellschaftlicher Fixstern der deutschsprachigen Literatur. Mit präzisem Blick auf das Alltagsleben im autoritären Staat, psychologischer Tiefe und sprachlicher Eleganz wurde er zum Liebling der Literaturkritik. Doch in den letzten Jahren hat sich sein Ruf gewandelt. Seine zunehmend politisch provokanten Äußerungen, von der Kritik an der Corona-Politik bis hin zu migrationskritischen Positionen, haben ihn zu einer streitbaren Figur werden lassen.

Mit einem Abo weiterlesen
- Zugriff auf alle B+ Inhalte
- Statt 9,99 € für 2,00 € je Monat lesen
- Jederzeit kündbar
Sie haben bereits ein B-Plus? Melden Sie sich an
Doch lieber Print? Hier geht's zum Abo Shop
