Russland

Wagner-Chef Prigoschin spielt Nawalny: Jetzt „enthüllt“ er den Reichtum von Schoigu

Einen Monat nach seiner bewaffneten Revolte greift Wagner-Chef Prigoschin wieder den russischen Verteidigungsminister Schoigu an – und verrät dessen vermutlichen Reichtum.

Jewgeni Prigoshin hat es weiterhin auf den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu abgesehen.
Jewgeni Prigoshin hat es weiterhin auf den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu abgesehen.PRIGOZHIN PRESS SERVICE/AP

Es war der Stil des inhaftierten Oppositionellen Alexej Nawalny, laute und provokante Enthüllungen über den Reichtum der russischen Elite zu veröffentlichen. Nun probiert sich auch der Chef der Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, in dieser Rolle.

Trotz seiner bewaffneten Meuterei und des ursprünglichen Deals mit dem belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko durfte Prigoschin in Russland bleiben. Nun teilt er erneut gegen den russischen Verteidigungsminister Sergei Schoigu aus, den er sich zum Feind machte. Auf dem offiziellen Telegram-Kanal von Prigoschin wurde am Mittwochmittag ein Text über den angeblichen Reichtum von Schoigu veröffentlicht, der sich als Enthüllung lesen soll. „Wie die Familie von Schoigu sich bereichert und wie der Minister versucht, Milliardenvermögen zu verbergen“, lautet der Text.

Die Angaben von Prigoschin überschneiden sich mit den Enthüllungen von Nawalny

Es sei bekannt geworden, schreibt Prigoschin bzw. sein Presseteam, dass die älteste Tochter des Ministers, Julia Schoigu, Eigentümerin von zwei Wohnungen im Zentrum von Moskau mit einem Gesamtwert von 200 Millionen Rubel (umgerechnet rund zwei Millionen Euro) sei. Beide Wohnungen seien kostenlos an Julia und ihre Tochter gegangen. Die Wohnungen habe Julia Schoigu unentgeltlich vom „der Familie nahstehenden“ Milliardär Dmitri Bossow übergeben bekommen, behauptet Prigoschin. Bossow hat sich mit Metallurgie- und Ölgeschäften ein Vermögen aufgebaut und war laut einer Recherche des unabhängigen russischsprachigen Portals Meduza Anfang der 2000er Putins Nachbar in Moskau. 2020 beging Bossow laut der offiziellen Version Selbstmord.

Wie Prigoschin behauptet, übergab Bossow 2017 der jüngsten Tochter von Schoigu, Ksenia, einen Hafen der Nordseeroute, über den Kohle aus den arktischen Vorkommen exportiert werden sollte. Raffinierte Schachzüge hätten es dem Verteidigungsminister ermöglicht, so Prigoschin, die notwendige Deklaration von Eliteimmobilien zu vermeiden. Es sei auch das riesige Vermögen der Schwester von Schoigus Frau bekannt geworden, heißt es weiter. Prigoschin beruft sich dabei auf einen Leak des Föderalen Steuerdienstes. Die Frau hat demnach über als 1,5 Milliarden Rubel (rund 14,5 Million Euro) auf ihren Konten, besitzt ein Anwesen im Elitenlandstrich bei Moskau, Rubljowka, und wohnt in einer 300 Millionen Rubel (rund 2,9 Millionen Euro) teuren Elitewohnung in Moskau.

Die Angaben von Prigoschin überschneiden sich auch mit den Enthüllungen des Nawalny-Teams aus dem Jahr 2015. Offenbar verfolgt der Wagner-Chef somit weiter sein Ziel, das Image des Verteidigungsministers – zumindest in der Bevölkerung – zu schwächen. Über seinen eigenen Reichtum schweigt der Oligarch dabei. Während einige Leser in den Kommentaren Prigoschin beim Schweigen ertappen, weisen die anderen darauf hin, dass Prigoschin anders als Minister Schoigu ein Geschäftsmann, also kein Volksdiener sei. Das sei ein Unterschied, wollen die Prigoschin-Anhänger glauben.

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