Berlin

Proteste, Flugblätter, Knast: So erlebten DDR-Bürger den Prager Frühling

So erinnert sich Toni Krahl, Musiker und Sänger der Rockband City, an die Momente, als er seine Heimat DDR von ihrer anderen Seite kennenlernte. In seiner Autobiografie schreibt er über den Tag, an dem er als 18-jähriger Schüler im September 1968 zum Polizeipräsidium in die Keibelstraße einbestellt war und von dort ins Gefängnis kam. Nach monatelangen täglichen Verhören lautete das Urteil drei Jahre Haft wegen staatsfeindlicher Hetze. Dass der Staat die Strafe kurz vor Weihnachten zur Bewährung aussetzen würde, gehörte da schon nicht mehr zu seiner Vorstellungskraft.

Die Tat: Krahl hatte sich mit 40 oder 50 Jugendlichen am 25. August vor der sowjetischen Botschaft Unter den Linden versammelt. Mit ein paar Fähnchen der Tschechoslowakei demonstrierten sie schweigend gegen die Vorgänge in Prag, wo sowjetische Panzer gerade Menschen niederwalzten und Hoffnungen. Als Unter den Linden Polizeiautos vorfuhren, rannten alle weg, Toni Krahl auch. Er glaubte, noch mal davongekommen zu sein – ein Irrtum.

Zuschauen im West-Fernsehen

Der Schüler hatte damit gerechnet, dass man ihm die langen Haare abschneiden würde, aber nicht mit Knast. Heute sagt er: „Ich war ein loyaler Bürger. Interessierte mich für Mädchen und Musik, Stones und Beatles, Che Guevara und Ho Chi Minh, eher wenig für Politik. Aber ich war froh über die Aufbruchsstimmung in Prag, fuhr öfter hin, eine ganz andere Atmosphäre war das da. Man konnte unbehelligt Platten kaufen und Zeitungen, sich austauschen. Ich wünschte mir so eine Offenheit und Lockerheit auch für die DDR, dass das Leben Spaß macht. In den Westen wollte ich nie. Aber die Invasion in Prag fand ich falsch. Dabei blieb ich auch in den Vernehmungen.“

Immer wieder sollte er Hintermänner preisgeben – aber was konnte er sagen? Krahl hatte sich mit Bekannten verabredet, Ort und Zeit auf kleine Zettel geschrieben und verteilt. „Irgendwann kam ich drauf: Der Hintermann, das war ich. Dabei hatten wir Diskussionsbedarf angemeldet, keinen Umsturz.“ So also sah damals ein Staatsfeind aus. Schauen wir etwas genauer auf die 68er aus der DDR. Natürlich ist es Unfug, dass 1968 die deutsche Jugend protestierte – wie heute mitunter zu lesen ist.

Im Westen handelte es sich vor allem um linke Studenten und Bürgerrechtler, die die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Tanzen brachten, eine vom Vietnam-Krieg ausgelöste Bewegung. Schon gar nicht protestierte die Jugend der DDR, sondern es gab vereinzelte Aktionen. Die meisten Menschen beobachteten die Besetzung Prags dagegen gespannt im West-Fernsehen.

Schließlich pulverisierte sich dort mit einem Schlag jede Hoffnung auf Erneuerung. Auf eine gesellschaftliche Öffnung mit Presse- und Meinungsfreiheit, deren Impuls nicht vom Rand der Gesellschaft ausging, sondern vom Zentrum des Staates, mit getragen vom Parteichef Alexander Dubcek. Zur Debatte stand ein Sozialismus mit menschlichem Antlitz. Schon der Begriff! Er implizierte, dass das aktuelle Modell ein unmenschliches Antlitz trug. Konnte das gut gehen? Natürlich nicht. Nicht zu dieser Zeit.

Der Historiker Stefan Wolle sagt, die Diktatoren hätten sich damals stark und sicher gefühlt, anders als 1989 mit einer desorientierten Führung und einer Schutzmacht im Chaos. „Aber 1968 wollte sich keiner ohne Not auf Reformkurse mit ungewissem Ausgang einlassen. Es herrschte keine dramatische Unzufriedenheit in der Bevölkerung. In den 60ern war es wirtschaftlich vorangegangen, die Versorgung hatte sich verbessert. Auch war die Systemfrage noch nicht entschieden“, womöglich setzte sich doch noch der Sozialismus durch. Es blieb ruhig in der DDR.

So ruhig, dass der Regisseur Adolf Dresen ein Gedicht verfasste für seinen Freund Thomas Brasch.

Wenigstens wollten sich nicht alle alles gefallen lassen. Hier und da kochte eben doch Empörung hoch darüber, dass der Prager Kurs für mehr Menschlichkeit über Nacht als Konterrevolution diffamiert wurde.

Vom Ausmaß des Widerstands erfuhr man erst nach der Wende. Die Stasi zählte mit gewohnter Akribie: 389 Flugblattaktionen, 3 528 Flugblätter und 271 Hetz-Losungen gegen den Einmarsch allein in Berlin. Das recherchierte Stefan Wolle für sein Buch „Der Traum von der Revolte. Die DDR 1968“. Kein einziger Fall davon wäre im Osten öffentlich geworden ohne Radio und Fernsehen aus dem Westen.

Immerhin hatten die Medien von prominenten Namen unter den Verhafteten erfahren. Ausgerechnet Kinder von Intellektuellen und hohen Funktionären, der Westen sprach von Nomenklatura, gehörten zu den Rebellen. Eine ganze Clique gab es, die zusammen abhing, sich in der Mokka-Milch-Eis-Bar in der Karl-Marx-Allee traf oder im Rahnsdorfer Haus der Bildhauerin Ingeborg Hunzinger. Dort verkehrten auch West-Linke.

Die Stasi hatte längst jeden auf dem Schirm und verhaftete alle: die Schülerinnen Erika Berthold, Tochter des Direktors des Marxismus-Leninismus-Instituts, Lothar Berthold, und ihre Freundin Rosita Hunzinger, beide 18. Die Sängerin Sanda Weigl, Verwandte von Helene Weigel, und Hans-Jürgen Uszkoreit zählten dazu sowie Frank und Florian Havemann, 18 und 16, Söhne des Regimekritikers Robert Havemann. Der Professor, 1964 seines Chemie-Lehrstuhls an der Humboldt-Uni enthoben und aus der Partei ausgeschlossen, war ein enger Freund von Wolf Biermann.

Thomas Brasch schlotterte vor Angst

Thomas Brasch, 23, angehender Schriftsteller und Sohn des stellvertretenden Kulturministers Horst Brasch, wurde ebenso abgeholt wie seine Freundin Bettina Wegner, 20, Mutter des gemeinsamen Sohnes, der erst fünf Monate alt war. Bettina Wegner studierte damals an der Schauspielschule. Sie stillte noch. Bis heute bleibt sie rückblickend dabei, dass sie den irrwitzigen Mut, den sie für das Verteilen von Flugblättern brauchte, aus der Anwesenheit des Kindes zog. Sie sagt: „Ja, ich schlotterte vor Angst. Ich wusste, dafür können sie mich wegsperren. Mit einem Bier trank ich mir Mut an. Aber allein traute ich mich nicht, fragte einen Kumpel – Lutz Kuhn – aus dem Jugendklub, ob er mitmacht. Er wurde dann auch gefasst. Die eine Woche im Gefängnis war die schlimmste meines Lebens, ich träumte jede Nacht von meinem Baby, es ging mir elend. Aber ich wollte mich nicht schämen, wenn mein Sohn später fragt, was ich gemacht habe, als Panzer unsere Zukunft zerstörten. So, wie meine Generation gerade ihre Eltern fragte. Ich habe im Fernsehen die Bilder aus Prag gesehen, die Toten, die blutverschmierten Fahnen, war geschockt. Thomas sagte noch, bleib bloß zu Hause bei dem Kind! Ich konnte nicht. Ja, es war eine emotionale und einsame Entscheidung.“

Schwärmen für die Beatles

Nicht etwa eine, die gemeinsam in der Gruppe reifen konnte. Bettina Wegner gehörte durch ihr Baby gerade nicht dazu. Brasch hatte eine neue Freundin, Sanda Weigl, und überhaupt wollte Wegner ihren eigenen Weg gehen. Dabei wäre sie – Tochter des Chefredakteurs der Illustrierten Freie Welt – mit 18 fast in die SED eingetreten. „Ich war so linientreu.“ Doch im Aufnahmegespräch gab sie zu, für die Beatles zu schwärmen. Mit dieser „Unreife“ durfte man der Partei nicht angehören.

Bettina Wegners Politisierung begann mit dem Arbeitsleben. „Da lernte ich den Alltag kennen. Nichts stimmte von dem Zeug, was in der Zeitung stand.“ Mit ihren Eltern führte sie endlose Streitgespräche. Die hatten ihre Tochter zu Aufrichtigkeit erzogen und fürchteten dann, sie an den Klassenfeind zu verlieren. „Sie hielten trotzdem immer zu mir. Mit über 80 sagten sie: Kind, 1968, da hattest du recht und nicht wir.“

Aus Sicht der Partei galt Karl-Heinz Wegner als Versager bei der Erziehung seiner Tochter. Aber strafversetzt werden konnte er nicht mehr. Schon im Jahr zuvor hatte man ihn als Chefredakteur abgelöst – einige Themen in seiner Zeitung waren einfach zu nah dran am Leben der Leser. Der Vater von Erika Berthold dagegen musste seinen Posten als Direktor des Marxismus-Leninismus-Instituts räumen. Und Toni Krahls Vater, Redakteur bei der Parteizeitung Neues Deutschland, wurde ins Archiv versetzt. Krahl heute: „Er hat mir das nie vorgehalten. Er war vergleichsweise tolerant und gesprächsbereit, wollte jugendliche Ansichten eigentlich immer nutzen für eine Verbesserung der Verhältnisse. Nicht zu vergleichen mit dem Vater von Brasch.„

Der stellvertretende Kulturminister hatte seinen Sohn Thomas Brasch (1945–2001) selbst angezeigt.

Von wegen falsche Erziehung. Vermutlich erkannten die Kinder, gerade weil ihnen klare Bilder von ihrer Zukunft vermittelt worden waren, wie gründlich der sozialistische Alltag ihre Ideale verhunzte. Wobei 1968 keineswegs überwiegend Kinder der DDR-Aristokratie rebellierten. Der falsche Eindruck entsteht allein deswegen, weil nur ihre Namen damals bekannt wurden, die anderen nicht. Und nach einem halben Jahrhundert bieten sie sich für einen Rückblick an.

Tatsächlich aber waren es nicht Studenten, Intellektuelle und Künstler, die den Widerstand ausmachten. Zumindest nicht, wenn es nach der Zahl der „Straftäter“ geht. Polizei und Staatssicherheit ermittelten 1968 gegen 1290 DDR-Bürger, darunter 907 Arbeiter und Angestellte, 20 Intellektuelle, 43 Studenten. Die Haftstrafen für die Kinder der Prominenten wurden vermutlich mit Rücksicht auf ihre Eltern – zuvor oft im Widerstand gegen den Nationalsozialismus – zügig zur Bewährung ausgesetzt.

So einen Schutz genossen die wenigsten. Ende Dezember 1968 saßen dem Aktenstudium von Stefan Wolle zufolge noch immer 447 Menschen, die gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings aktiv geworden waren, hinter Gittern. An der Berliner Staatsbibliothek, Ecke Dorotheen- und Charlottenstraße, erinnert eine Stele an 1968. Dubcek! steht darauf. Und dass Frank Havemann den Namen dort in großen Lettern an die Wand der Staatsbibliothek geschrieben hat, während sein Freund Hans-Jürgen Uszkoreit die Straße bewachte. Beide wurden noch in derselben Nacht verhaftet. Schon am nächsten Morgen war der Name übermalt. Aber die Stelle ist bis heute erkennbar. Sie kann einfach nicht verschwinden.

Dubcek war ein sozialistischer Parteiführer, sein Name an der Wand konnte kein Verbrechen sein. Frank Havemann achtete durchaus auf die Legitimität seines Widerstands. Er sagt: „Ein Flugblatt wie ,Russen raus aus Prag‘ hätte ich niemals verfasst, viel zu antisowjetisch! Die beste Idee hatte mein Bruder, er hängte eine tschechoslowakische Fahne aus dem Fenster. Dafür konnte ihm eigentlich keiner was.“

Frank Havemann wohnt seit mehr als vierzig Jahren in der Zionskirchstraße, die Wohnung sieht aus wie die eines Wissenschaftlers. In einem tiefen Sessel versinkt der hoch gewachsene Mann bei grünem Tee, spricht überlegt und nahezu druckreif. Man gewinnt schnell den Eindruck, dass er sich wohlfühlt unter Büchern und vor allem, dass er seine Haltung als Kommunist nie aufgegeben hat. Anders als der damals eher unpolitische Genießer Toni Krahl und die vom Gewissen getriebene Bettina Wegner verstand sich der Sohn des Dissidenten als linker Revolutionär.

Das Jahr 1968 will er keinesfalls auf den Protest gegen den Einmarsch in Prag begrenzt wissen. „Für mich war das viel mehr. Wir waren voller Zorn und Hoffnung. Zorn nicht nur auf die Betonköpfe, die den Sozialismus nicht reformieren wollten, wie es in Prag vorgemacht wurde. Sondern auch auf den Dutschke-Attentäter, auf die Schweinemethoden der West-Berliner Polizei gegen Studenten, auf die Amerikaner und ihre Verbrechen in Vietnam. Und zu gleicher Zeit war da so viel Hoffnung. Dubcek wollte einen anderen Sozialismus, und in West-Berlin, direkt vor unserer Haustür, versuchten die Studenten, eine Bewegung gegen den Kapitalismus in Gang zu bringen. An beiden Flanken schien sich etwas zu bewegen. Ein Dilemma, dass der real existierende Sozialismus so wenig attraktiv war.“

Für ihn war der Sozialismus die historisch höhere Gesellschaftsform, die Produktionsmittel schon nicht mehr in Privathand. „Wir fühlten uns als die besseren Kommunisten. Wollten das System nicht schwächen, sondern stärken. Aber die Invasion zerschlug alle Illusionen. Ich konnte mich nicht dadurch schuldig machen, dass ich nichts tat. Musste den Genossen in Prag beistehen.“

Waren ihm, dem genauen Kenner der Verhältnisse, die Risiken nicht klar? Hatte er keine Angst, dass das starre System selbst auf eine von 18-Jährigen gemalte Dubcek-Wandschrift überreagieren würde? „Wollen Sie etwa unsere Aktion kleinreden?“ fragt Havemann in schöner Selbstironie. 

Nach allem, was man hört, hinterließen Stasi-Gefängnisse noch bei jedem bleibende Eindrücke. In diesem Fall wurde der Sohn des vermeintlichen Staatsfeindes mit einem echten Staatsfeind in eine Zelle gesperrt. 

 „Der war ein antikommunistischer Spießer. Er wollte in den Westen und dort Dutschke in den Arsch treten. Mit meinem Vernehmer konnte ich auf einer gemeinsamen kommunistischen Basis reden, mit ihm nicht. In Hohenschönhausen fühlte ich mich ja als Widerstandskämpfer. Hart war dann die Einzelhaft nach der Urteilsverkündung, anderthalb Jahre wegen staatsfeindlicher Hetze. Habe dort alle Stones- und Biermann-Titel, die ich kannte, rauf und runter gesungen.“

Der Preis für den Mut

So unterschiedlich die Streiter für einen besseren Sozialismus die Zeit hinter Gittern erlebt haben mögen, so prägend war sie doch für jeden einzelnen. Alle aus der Gruppe um Havemann und Brasch wie auch Toni Krahl bekamen Haftstrafen bis zu drei Jahren, bevor die zur Bewährung ausgesetzt wurden. Alle mussten dann Jahre in der Produktion arbeiten. Oder wie Havemann es nennt: „Wir waren in die herrschende Klasse aufgestiegen.“

Sie zahlten einen Preis für ihren Mut. Das Abitur von Toni Krahl, das Schauspielstudium an der „Ernst Busch“-Schule von Bettina Wegner, der Physik-Studienplatz an der Humboldt-Universität von Frank Havemann – alles weg. Und dann? Blieb es erst mal, wie es war, in der folgenden Phase der Resignation eher noch freudloser. Die sozialistischen Regime hatten sich mit Gewalt Ruhe verschafft.

Toni Krahl, 68, wurde später als Musiker höchst erfolgreich, brachte mit seiner Band den Hit „Am Fenster“ heraus. Er blieb ein aufrechter Kerl, aber politisch mischte er sich lange nicht ein. Es dauerte 40 Jahre, bis er erstmals öffentlich über 1968 sprach. Heute ist er der Genießer, der er damals nicht sein durfte. Pflegt seit Jahrzehnten ein Image als cooler kahlköpfiger Rocker mit getönter Brille, absolut alterslos, und tourt gerade wieder mit seiner Band. Zum dritten Mal verheiratet macht er sich ein schönes Leben, hat Häuser in Glienicke oder auf Zypern.

Bettina Wegner durfte in der DDR nichts werden, keine Platten herausbringen, nicht im Radio auftreten – musste auf Nischen ausweichen. Berühmt wurde sie trotzdem, ihr Lied „Sind so kleine Hände“ von 1978 galt in Ost und West als Hymne für einen gewaltfreien Umgang mit Kindern. Abschieben ließ sie sich erst, als ihr 1983 erneut Gefängnis drohte. Das wollte sie nicht noch mal riskieren, da ging sie – indessen Mutter eines zweiten Sohnes von Klaus Schlesinger – lieber in den Westen, zog nach Frohnau.

Dort, in dem Haus mit den großen Fenstern und dem weiten Garten, lebt sie gern, nun allein mit drei Katzen. Zierlich, fast zerbrechlich, die Haare zum Pferdeschwanz gebunden, ist sie mit 70 nicht mehr bei bester Gesundheit. Konzerte gibt sie nur noch gelegentlich. Doch verbreitet sie keine Spur von Bitterkeit, wirkt gelassen und mit sich im Reinen.

Frank Havemann ist sicher, dass er nie in den Westen gegangen wäre. Er glaubte lange an die Reformierbarkeit des Sozialismus. Versuchte sich an Aktionen im Rahmen der Gesetze – Subbotniks für Vietnam, Aktivitäten in der FDJ, solche Sachen. „Aber wir konnten politisch nichts bewirken. Die Biermann-Ausbürgerung leitete dann vollends über in die Hoffnungslosigkeit.“ Havemann widersetzte sich dem System nicht länger. Er ging an die Humboldt-Uni, studierte Physik, promovierte, arbeitet bis heute als Informationswissenschaftler, bekam mit Erika Berthold zwei Kinder.

Die Hoffnung ist nicht mehr da

Der Historiker Stefan Wolle fasst die Revolten 1968 in Deutschland prägnant so zusammen: „Die West-68er wollten die Revolution und bekamen Reformen. Die Ost-68er wollten Reformen und bekamen die Revolution, nur 21 Jahre später.“

Eine Revolution, die die Rebellen mit ihrem spontanen Widerstand nie wollten. Denn bei aller Unterschiedlichkeit waren sie sich doch in einem einig: eine gerechtere Verteilung des Reichtums würde es mit dem anderen Gesellschaftssystem nie geben, im Gegenteil. Oder mit den Worten von Frank Havemann:  „Man kann heute so zornig sein wie 1968, aber die Hoffnung ist nicht mehr da.“