RBB-Vertrag

Neuer Rundfunkstaatsvertrag: „Die Zeit der Sonnenkönigin im RBB ist vorbei“

Die künftigen Intendanten des RBB sollen weniger Geld bekommen. Auch eine bessere Kontrolle ist geplant – durch stärkere Aufsichtsgremien.

Haus des Rundfunks an der Masurenallee in Berlin-Westend
Haus des Rundfunks an der Masurenallee in Berlin-WestendBenjamin Pritzkuleit

Die Affäre Schlesinger um Verschwendung, Vetternwirtschaft und Vorteilsnahme hat dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) schlechte Schlagzahlen beschert. Nun soll ein neuer Rundfunkstaatsvertrag zumindest die dreistesten Beispiele an Selbstbedienungsmentalität unmöglich machen.

„Die Zeit der Sonnenkönigin im RBB ist vorbei“, sagte Benjamin Grimm (SPD), Chef der Brandenburger Staatskanzlei, am Montag vor Journalisten. Gemeinsam mit dem Chef der Berliner Senatskanzlei, Florian Graf (CDU), stellte Grimm einen Vertragsentwurf vor. Die Intendanz soll demnach wesentliche Entscheidungen nicht mehr alleine fällen können – und sei es, wie die Chefetage an der Masurenallee ausgestattet wird. Die Aufsichtsgremien, der Rundfunk- und der Verwaltungsrat, sollen gestärkt werden.

RBB: Die Intendantin soll künftig bezahlt werden wie ein Senator

Einer der entscheidenden Punkte ist der verantwortungsvolle Umgang mit Geld. Die beiden Länder wollen ins Vergütungssystem eingreifen. So soll sich das Einkommen der künftigen Intendanz an dem von Senatoren orientieren. Diese erhalten B11 – das sind 15.074,80 Euro im Monat.

Weniger Geld also für die Spitze, mehr Geld für den Verwaltungsrat. Aus dem Ehrenamt würde ein Nebenamt. Das Prinzip, so Grimm: Durch Vergütung erwachse Verantwortung und daraus folge Haftung.

Patricia Schlesinger, Ex-Intendantin
Patricia Schlesinger, Ex-Intendantindpa/Britta Pedersen

Eine weitere Großbaustelle ist die fehlende Ausgewogenheit. So ist Patricia Schlesingers Spruch, der RBB sei „der Hauptstadtsender“, in Potsdam immer schon schlecht angekommen. Jetzt sollen die Regionen gestärkt werden. Unter anderem ist eine längere sogenannte Auseinanderschaltung geplant. Bisher sind dies die 30 Minuten für „Abendschau“ beziehungsweise „Brandenburg aktuell“. Künftig sollen es 60 Minuten sein.

Politiker: Mehr ostdeutsche Biografien in der RBB-Führungsetage

Außerdem sollen in der Führungsetage künftig mehr Menschen mit ostdeutscher Biografie sitzen. „Man stelle sich vor, beim Bayerischen Rundfunk säße in der Geschäftsführung kein einziger Bayer“, sagte Grimm. „Nicht vorstellbar. Beim RBB bisher schon.“

Bis es so weit ist, startet eine schriftliche Anhörung. Mit einer Entscheidung der Parlamente wird Anfang 2024 gerechnet.