Berlin/Warschau-Wer beweisen möchte, wie vergleichbar die Konflikte in der Welt geworden sind, der bekommt jetzt in Polen einen weiteren Beleg. Dort hat nämlich ein Denkmalstreit zu einem Skandal geführt, der an die Kulturkämpfe in den USA erinnert. Mit einem Unterschied: In Polen wurde kein Denkmal gestürzt, sondern lediglich verfremdet. Die Aktivistengruppe „Stop Bzdurom“ (zu Deutsch: Stoppt den Blödsinn) hat aus Protest gegen die homophobe Rhetorik der PiS-Regierung mehrere Warschauer Denkmäler mit Regenbogen-Flaggen dekoriert. Darunter auch eine Christus-Statue im Zentrum der Stadt.
Der Streit ist schnell eskaliert. Am Dienstag hat die Polizei zwei LGBT-Aktivistinnen festgenommen, wegen Verletzung religiöser Gefühle. Mittlerweile sind die Frauen wieder frei. Die Aktion wurde vor der Vereidigung Andrzej Dudas zum neuen Präsidenten organisiert, die am Donnerstag stattfand.

Protestaktion in Berlin
Die Opposition hat lange darüber gestritten, wie man im Parlament auf Dudas Ernennung reagieren sollte. Die größte Oppositionspartei, die PO, hat sich zum Teil dazu entschlossen, der Veranstaltung fernzubleiben. Die Politiker der Linkspartei wiederum haben eine gewiefte, kreative Form des Protests gewählt. Sie sind in bunter Kleidung erschienen, die zusammengenommen an die Regenbogenfarben erinnert.
Auch Berliner Aktivisten haben die Warschauer Polizeiaktionen für eine Kunstaktion genutzt. Die Aktionsgruppe Kolektyw Sytuacyjny hat sich diese Woche am Berliner Denkmal des polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten im Volkspark Friedrichshain zusammengefunden und es dort aus Solidarität mit einer Flagge dekoriert – in Regenbogenfarben natürlich.

