Kommentar

USA: Zerstört der Geist Trumps die Republikaner?

Das Fiasko um Kevin McCarthy zeigt, dass die Konservativen in den USA ohne Trump nicht leben können - und mit ihm auch nicht. 

ARCHIV - 14.01.2018, USA, Palm Beach: Der damalige US-Präsident Donald Trump (r) gemeinsam mit dem damaligen Mehrheitsführer des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, vor einem Abendessen im Trump International Golf Club. 
ARCHIV - 14.01.2018, USA, Palm Beach: Der damalige US-Präsident Donald Trump (r) gemeinsam mit dem damaligen Mehrheitsführer des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, vor einem Abendessen im Trump International Golf Club. Palm Beach Post via ZUMA Wire

Der designierte Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, verfehlte sechsmal die erforderliche Mehrheit bei der Wahl zum Vorsitzenden der Parlamentskammer, weil ihm diverse Parteikollegen der Republikaner die Unterstützung verweigerten. So etwas gab es zuletzt vor 100 Jahren. Eine der Ursachen ist die Transformation der amerikanischen Konservativen von einer in bürgerlichen Kreisen gut verankerten Partei zum Donald-Trump-Wahlverein. So sehr der Reality-TV-Star und Immobilienmogul praktisch das gesamte Partei-Establishment abgestoßen hatte, so unterwürfig wurden die Mandatare, nachdem Trump Hillary Clintons fast sicher scheinenden Einzug ins Weiße Haus stoppte. Nachdem es aber bei den Mid-Terms nicht ganz so gut klappte, scheint sich eine Absetzbewegung von Trump zu formieren. Den Republikanern droht eine Spaltung.

Der extrem rechte „Freedom Caucus“ will den krawalligen Trump-Kurs fortsetzen, doch große Teile der Partei sehnen sich nach den guten alten Tagen zurück, als es nach den Wahlen fast immer auch eine pragmatische Zusammenarbeit mit den Demokraten gab. Trump, so scheint es, spaltet nicht nur Amerika, sondern auch die Konservativen – und wie immer bei Religionskriegen sind die Fehden zwischen ehemaligen Glaubensbrüdern besonders unbarmherzig. Die lachenden Dritten könnten bei der Präsidentenwahl die Demokraten sein. Sie sind zwar auch zerstritten, wie die jüngsten Auftritte etwa der beliebten früheren Abgeordneten Tulsi Gabbard aus Hawaii oder von Senatorin Kyrsten Sinema zeigen. Aber es dürfte Joe Biden gelingen, die Reihen geschlossen zu halten, weil er an der Macht ist. Das Zwei-Parteien-System in den USA könnte dennoch bald aufgelöst werden, weil es in einer sich rasant veränderten Welt als nicht mehr zeitgemäß empfunden werden könnte.