Es ist zu früh, Stefan Gelbhaar als Opfer zu bezeichnen, dafür stehen noch zu viele Vorwürfe im Raum. Nicht zu früh ist es, sich über die Rolle des RBB zu unterhalten. Shirin Kreße hat den Sender gelinkt. Und das war ziemlich einfach. Denn: Vor allem wollte man der Queer-Politikerin Glauben schenken. Unbedingt!
Der Wertekosmos im Westend-Wolkenkuckucksheim sieht doch so aus: Linke grüne Frauen gegen rechten grünen Mann, DER Schuldige ist in diesem Fall doch wohl klar … Der RBB zeigt am Beispiel Gelbhaar, dass sich am Reflexionsvermögen der Redaktion nichts geändert hat. Obwohl, eines hat sich geändert: Der Sender kann Patricia Schlesinger den schwarzen Peter nicht mehr unterjubeln, nämlich dass die Ex-Intendantin am systematischen Versagen des RBB schuld sei.
Vielmehr wird jetzt klar: Es geht nicht um Einzelpersonen. Der RBB hat strukturell ein ideologisches Problem. Steile These, werden jetzt viele von Ihnen denken. Aber ich kann Ihnen erklären, warum ich das so sehe.
Erstens: Zur Veränderung gehört Einsicht. Und die gibt es im Fernsehzentrum nicht. Chefredakteur David Biesinger spricht mit Blick auf den Fall Gelbhaar von einem „Fehler“. Er spricht nicht von einem schweren Fehler oder einem katastrophalen. Also genau dem, was hier passiert ist. Nein, lieber spricht Biesinger über die kriminelle Energie von Shirin Kreße (alias Anne K.), er spricht von Täuschung. Das Wort Entschuldigung fällt nicht. Shirin Kreße wird zu einer Art Professor Moriarty der Täuschung hochstilisiert und in den Reihen des RBB hofft man darauf (vielleicht wird auch gebetet), dass bei der Ombudsstelle der Grünen etwas ist, was an Stefan Gelbhaar hängen bleibt.

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