Auf Twitter zeigen immer mehr User, wie braun sie eigentlich sind: Eine Deutschlandfahne, deren Schwarz in ein Rotbraun übergeht, soll offenbar eine Alternative zur Regenbogenfahne darstellen. Alternative ist das passende Stichwort, die Junge Alternative Sachsen-Anhalt hatte bereits 2021 eine solche Fahne mit derselben Farbabfolge in Bezug auf den Pride Month getwittert.
Inzwischen verbreitet sich in sozialen Medien der Hashtag #Stolzmonat, der sich klar gegen Schwule, Lesben, Transpersonen, die gesamte queere Community und den Pride Month richten soll.
Auch wir möchten uns an #Pride2021 beteiligen und unseren #Nationalstolz zum Ausdruck bringen 💪🏼🇩🇪💙 pic.twitter.com/vUkYOpZhUS
— Junge Alternative Sachsen-Anhalt (@JASachsenAnhalt) June 3, 2021
Am Samstag findet der Christopher Street Day in Berlin statt, und in diesem Monat hissen auch viele offizielle Stellen aus Solidarität die Regenbogenfahne, wie zum Beispiel das Berliner Polizeipräsidium. AfDlern, rechtskonservativen Journalisten und deren Anhängern passt das nicht. Ex-Bild-Chef Julian Reichelt lehnte das Hissen der Flagge als „Solidarität“ für eine „totalitäre Ideologie“ ab. Das Medienportal Nius, bei dem er arbeitet, steht derzeit wegen der Doku „Trans ist Trend“ in der Kritik.
Die Amadeu-Antonio-Stiftung twitterte, dass über die Verbreitung des Hashtags #Stolzmonat „eine Größe und Schlagkräftigkeit der queerfeindlichen Bewegung vermittelt werden soll, die so (zum Glück) nicht gegeben ist“. Es gebe Hinweise auf eine Koordinierung.
Auf Twitter trendet der von rechtsradikalen Akteur:innen gepushte Hashtag “Stolzmonat” als versuchtes Gegennarrativ zum queeren #Pridemonth. Grund für den Trend ist aber vor allem: metapolitische Social Media-Manipulation.
— Amadeu Antonio Stiftung (@AmadeuAntonio) June 5, 2023
Eine Analyse. 🧵
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Ist die Gruppe tatsächlich so klein? Die Kampagne wird neben rechtsradikalen Bloggern vor allem auch von Teilen der AfD vorangetrieben. Björn Höcke und zahlreiche offizielle AfD-Accounts sind mit der Farbabfolge hinterlegt. „Die #Ampel ‚feiert‘ in ihrer absurden Parallelwelt nicht nur den PrideMonth, sondern gleich das PrideYear (...)“, twitterte die AfD. „Wir meinen: SchwarzRotGold ist bunt genug.“ Die Alternative für Deutschland trendet derzeit auf Twitter und liegt in den Umfragewerten bei rund 20 Prozent, Tendenz steigend.
Die #Ampel "feiert" in ihrer absurden Parallelwelt nicht nur den #PrideMonth, sondern gleich das #PrideYear, während sie die echten und von ihr selbst geschaffenen Probleme der Menschen im Land vollständig ignoriert. Wir meinen: #SchwarzRotGold ist bunt genug! #Stolzmonat #AfD pic.twitter.com/Tp2xKKSSdh
— AfD (@AfD) June 1, 2023
Unter den Posts zum Stolzmonat schreiben Unterstützer etwa „Ich bin stolz statt pride“. In den Kommentarpalten finden sich aber fast genauso viele Gegenstimmen: Die meisten posten GIFs mit Regenbogenfahnen als Antwort, manche Nutzer finden die Offensive gegen den Pride Month „peinlich“ und „ekelhaft“.
