Konflikt zwischen Iran und Israel

Iranische Kampfdrohnen schlagen in Israel ein: „Große Mehrheit abgefangen“

Iranische Revolutionsgarden bombardieren Israel mit mehr als 200 Drohnen. Sirenen und zahlreiche Explosionen in der Nacht. Raketentreffer auch im Nordirak.

Das israelische Luftabwehrsystem «Iron Dome» feuert, um vom Iran abgefeuerte Raketen abzufangen.
Das israelische Luftabwehrsystem «Iron Dome» feuert, um vom Iran abgefeuerte Raketen abzufangen.Tomer Neuberg/AP

Der Iran hat nach Angaben der israelischen Armee mehr als 200 Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert. Die „große Mehrheit“ davon sei abgefangen worden, teilte die Armee in der Nacht zum Sonntag mit. Der iranische Angriff dauerte in der Nacht noch an.

In weiten Teilen Israels und auch im Westjordanland gab es Alarm. Bewohner berichteten über zahlreiche Explosionen. Viele Flugkörper wurden nach Medienberichten von Israels Raketenabwehr abgefangen. Die US-Sender CNN, ABC News, das „Wall Street Journal“ und die „Washington Post“ berichteten, auch das US-Militär in der Region habe iranische Drohnen abgeschossen.

Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom wurde ein zehnjähriges Mädchen schwer verletzt – eine Beduinin aus dem Umkreis der Stadt Arad in der Negev-Wüste. Der Rettungsdienst hatte zunächst berichtet, es habe bei den iranischen Angriffen keine Verletzten gegeben.

Auch im Nordirak ist es zu mehreren Explosionen gekommen. Augenzeugen und kurdischen Medien zufolge gingen in der Nacht zum Sonntag rund 20 Raketen in der Provinz Erbil nieder, wo unter anderem ein US-Konsulat und eine US-Militärbasis liegen. An dem Konsulat seien Warnsirenen zu hören gewesen. Über Schäden oder Opfer gab es zunächst keine Berichte.

Nach dem Großangriff ist mit einer „erheblichen Reaktion“ Israels zu rechnen. Dies berichteten das israelische Fernsehen und die Zeitung „Haaretz“ in der Nacht zum Sonntag. Großbritannien verlegt nach Angaben der Regierung zusätzliche Kampfflugzeuge in den Nahen Osten und will sich bei Bedarf auch am Abschuss von Drohnen beteiligten. „Wir haben mehrere zusätzliche Jets der Royal Air Force und Luftbetankungsflugzeuge in die Region verlegt“, erklärte das britische Verteidigungsministerium.

Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hatte Israel am Mittwoch mit Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf ein iranisches Konsulargebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus gedroht. Dabei waren Anfang April 16 Menschen getötet worden, darunter zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden.

Iranische Revolutionsgarden übernehmen Verantwortung

Die Revolutionsgarden hatten schon am Abend die Verantwortung für den Beschuss übernommen. Der Drohnenangriff sei die „Antwort auf die jüngsten Verbrechen des zionistischen Regimes“, hieß es in einer live im Fernsehen verlesenen Erklärung der Revolutionsgarden.

Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Adrienne Watson, erklärte, die USA stünden „an der Seite des israelischen Volkes“ und würden Israel bei seiner Verteidigung „gegen diese Bedrohungen durch den Iran“ unterstützen. Am Samstag brach US-Präsident Joe Binden einen Aufenthalt im Bundesstaat Delaware ab und begab sich für dringende Beratungen mit seinem Sicherheitsteam nach Washington.

Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte am Abend in einer Fernsehansprache gesagt, Israel sei auf einen „direkten Angriff aus dem Iran“ vorbereitet. „Unsere Verteidigungssysteme sind einsatzbereit, wir sind auf jedes Szenario vorbereitet, sowohl in der Verteidigung als auch im Angriff“, sagte Netanjahu und fügte hinzu, dass Israel die Unterstützung der USA und „vieler“ anderer Länder habe. Nach dem Start der Drohnen berief er das Kriegskabinett in Tel Aviv ein.

Israel hatte am Samstag bereits die vorläufige Schließung der Schulen im Land und andere Schutzvorkehrungen bekanntgegeben. Ab Sonntag, dem ersten Tag der Woche in Israel, würden „Unterrichtsaktivitäten, Ferienlager und Ausflüge“ angesichts der „Sicherheitslage“ ausgesetzt, erklärte Armeesprecher Hagari.

Israel: Schulen und Strände geschlossen

Außerdem wurde die Zahl der Menschen, die an Versammlungen teilnehmen dürfen, vorläufig auf 1000 begrenzt. In Grenzregionen sind noch weniger Teilnehmer erlaubt. Dort wurden auch die Strände geschlossen. Die neuen Regeln sollten ab Samstagabend um 23 Uhr Ortszeit (22 Uhr MESZ) zunächst 48 Stunden lang gelten.

Der Iran ist ein erklärter Unterstützer der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, die mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte. Bei dem Angriff waren israelischen Angaben zufolge fast 1200 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden.

Sowohl der Iran als auch die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Hamas haben die Vernichtung Israels als Ziel ausgegeben.

Israel geht seit dem Hamas-Großangriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher fast 33.700 Menschen getötet.