Heute die Samstagsleute, morgen die Sonntagsleute, das kündigen die Antiterrorbarrieren um Deutschlands Weihnachtsmärkte an – heute die Juden, morgen der Rest? Inzwischen sind es 16 Tote. Sie starben am Bondi Beach in Sydney während einer Chanukka-Feier. Erst waren es Kinder mit Kerzen. Dann kamen die Schüsse. Minutenlang. Keine Polizei vor Ort – obwohl rund 2000 Menschen erwartet wurden und das Event öffentlich angekündigt war. Berichten zufolge traf die Polizei erst nach mehr als zehn Minuten ein. Die jüdische Gemeinde warnte seit langem und bat um Schutz. Vergeblich.
Diverse Medienhäuser titeln von einer „Massenschießerei“. Doch es ist keine Massenschießerei, wenn Terroristen gezielt wehrlose Menschen ermorden. Die Chanukka-Feier ist auch nicht „außer Kontrolle geraten“. Diese Menschen sind tot, weil sie Juden waren. Punkt.
Es ist ein typisch westlicher Vorgang: Über Monate steuert man sehenden Auges auf genau diese Zustände zu. Es wird schlimmer – und dennoch bleibt es folgenlos, weil es „nur“ Juden trifft. „Not in my backyard“ ist längst zum Schutzmechanismus eines freiheitlichen Westens geworden, der sich lieber in polierten Sonntagsreden gefällt als in Konsequenz.
Man kennt’s: Chanukka und die Parallelen zu heute – seit mehr als 2000 Jahren
Chanukka ist kein „jüdisches Weihnachten“. Es ist ein Fest, das seit mehr als 2100 Jahren an den Makkabäeraufstand erinnert – an jenen Moment im Jahr 164 v. Chr., als Juden sich gegen das Seleukidenreich erhoben, den entweihten Tempel in Jerusalem zurückeroberten und den dort aufgestellten Zeus-Altar beseitigten. Es ist ein Fest des Widerstands gegen kulturelle Auslöschung, gegen den Versuch, das Judentum zu zerstören.

Die Parallelen zur Gegenwart sind unübersehbar. Damals wie heute geht es um dasselbe Ziel: die Auslöschung jüdischen Lebens. Damals hieß es Hellenisierung oder Assimilierung, heute Globalisierung der Intifada. Juden sollen sich wieder verstecken, nicht sichtbar sein, sich nicht sicher fühlen. Angst und Einschüchterung sind das bevorzugte Instrument dieser uralten Krankheit: des Antisemitismus.
Das jüdische Volk hat alle Imperien überlebt, die es auslöschen wollten – Babylon, Rom, das Kalifat, das Dritte Reich. Nicht durch Zufall, sondern durch Erinnerung. Zachor – das hebräische Gebot des Erinnerns, tief verankert in der jüdischen Tradition. Vergiss nicht. Während andere Völker verschwanden, blieb das jüdische Gedächtnis lebendig. Und mit ihm die unbequeme Frage: Welche Zivilisation hat je überlebt, nachdem sie ihre Juden vertrieben hat?
„Sie kommen nicht, um Juden zu töten. Sie kommen, um das Judentum zu töten“, bemerkt ein jüdischer Bekannter, der entsetzt das Muster erkennt. Danach könne man mittlerweile die Uhr stellen:
7. Oktober 2023: Simchat Torah, Schabbat, Israel. Massaker.
Jom Kippur 2024: Manchester, England. Angriff auf Betende.
Oktober 2024: Bondi Beach. Lewis’ Continental Kitchen, ein koscheres Catering im Herzen der jüdischen Gemeinde, in Flammen. „Vandalismus“, hieß es. Bis Australiens Premier Albanese zugibt: Der Iran steckt dahinter.
Chanukka 2025: Bondi Beach. Mindestens 16 Tote, 29 Verletzte. Der schlimmste Terroranschlag in Australiens Geschichte seit 1996.
Jüdische Feiertage als Zielscheibe, im freiheitlichen Westen kann man seine Uhr in bester Gewissheit danach stellen. Samstags die Juden. Sonntags – wer weiß? Die Antiterrorbarrieren um deutsche Weihnachtsmärkte lassen bereits erahnen, wohin die Reise gehen könnte.
Tatsächlich zeigt eine aktuelle YouGov-Umfrage im Auftrag der dpa, dass sich rund 62 Prozent der Deutschen Sorgen um die Sicherheit auf Weihnachtsmärkten machen, 22 Prozent sind „sehr“ und 40 Prozent „etwas“ besorgt, wenn sie an frühere Anschläge denken. Nur etwa 35 Prozent äußerten keinerlei Bedenken, einen Markt zu besuchen.
Die Rechnung ist aufgegangen: Pünktlich zu Chanukka
Monatelang haben sie es gerufen. Auf Berliner Straßen, auf Londoner Plätzen, auf Sydneys Harbour Bridge, wo vor wenigen Wochen noch 90.000 Menschen marschierten – mit Plakaten, die den Führer der islamischen Revolution Ali Ajatollah Chamenei zeigten, und islamistischen Flaggen: „Globalize the Intifada!“
Nun – hier ist sie. Global. Tödlich. Pünktlich zum Lichterfest.
Wer „Intifada“ skandiert, meint keine Friedensdemo, sondern Gewalt und Mord. Wer „Khaybar, Khaybar, ya Yahud“ singt, ruft bewusst ein Massaker an Juden aus dem 7. Jahrhundert auf – nicht als Geschichte, sondern als Versprechen. Und wer bereits am 8. Oktober 2023, nur einen Tag nach dem schlimmsten Massaker an Juden seit der Shoah, auf den Straßen Sydneys Parolen wie „Gas the Jews“, „Where’s the Jews“ oder „Fuck the Jews“ grölt – während Synagogen brennen und diese Hetze über Monate ein festes „Feature“ australischer Demonstrationen bleibt –, braucht keine Kontextualisierung, keine Relativierung und keine Ausrede mehr.
Australian Police and Government denied and ignored this:
— ((Hurkle Durkling)) 🇺🇸🎗️🇮🇱 🤟 (@durklinghurkle) December 14, 2025
That was Sydney, Australia, only two days after October 7th.
— "Gas the Jews" pic.twitter.com/2vA6w1yhxX
Am 8. Oktober 2023 gab es noch keine Gegenoffensive in Gaza. Der Hass auf Juden braucht keine Rechtfertigung und keine Auslöser. Israel dient dabei oft nur als vorgeschobenes Vehikel, als Projektionsfläche, um im Milieu der westlichen Rotwein trinkenden Intelligenzija – häufig vervollständigt durch den schwarzen Rollkragenpullover – das Kinn bedeutungsschwer zu kraulen und mittelalterlichen Dummheiten sowie antisemitischen Verschwörungstheorien einen intellektuellen Anstrich zu verleihen.
Das Muster ist alt und zuverlässig: Am Ende werden die Juden selbst für ihre Tragödie verantwortlich gemacht. Frei nach dem Motto: Der Ermordete ist schuld – er hat provoziert, allein durch seine Existenz, durch seine Überlebensfähigkeit.
Aber klar: Es handelt sich dabei wie so oft eigentlich nur um „Israel-Kritik“. Sie richtet sich nur gegen „Zionisten“. Das wird man doch wohl noch dürfen?
Die Straße und die Salon-Intellektuellen fordern vehement einen Waffenstillstand. Sie bekommen einen Waffenstillstand. Und dann? Dann ist er plötzlich egal. Antisemiten kann man es nicht recht machen. Denn es geht nie um Politik. Und es geht auch nicht um die Palästinenser – sonst würden die lauten Proteste sich an den von der Hamas praktizierten außergerichtlichen Exekutionen, religiöser Willkür und einer Justiz aus vergangenen Jahrtausenden stören. Tun sie aber nicht. Wo bleibt die Kohärenz in diesen moralischen Deliberationen?
Nahost-Expertise in Deutschland befangen?
Diese Attacken treffen Juden nicht nur in Australien oder in England. Doch die ideologischen Bodenbereiter sitzen näher, als man denkt – auch hierzulande. In Deutschland firmiert „Nahost-Expertise“ dabei nicht selten als ein eindimensionaler, obsessiver Fokus auf ein einziges Land und das damit verbundene Volk.
Exemplarisch stehen dafür medienpräsente Stimmen wie Tarek Baé oder Daniel Gerlach. Letzterer posierte jüngst auf Instagram demonstrativ beim Fußballspiel Syrien gegen „Palästina“ in Katar – neben Asaad al-Schaibani, der als Gründungsmitglied des syrischen Al-Kaida-Ablegers Al-Nusra-Front gilt und heute das Amt des syrischen Außenministers bekleidet. Endstand: 0:0.
Eine ganz harmlose Frage, rein sportlich, völlig unpolitisch; man wird diese ja wohl noch stellen dürfen: Welcher Fußballfan setzt sich für ein torloses Remis zwischen Syrien und einem Nicht-Staat in den Flieger ans andere Ende der Welt? Und wer übernimmt Flug, Hotel und Tickets? Reine Fußballromantik. Der schnöde Mammon für das Geschäftsmodell „Nahost-Expertise“ wird sich schon zufällig gefunden haben.
Oder nennt man das dann auch „Hasbara“? Nur mal als Frage in den Raum geraunt. Hasbara bezeichnet ursprünglich die staatliche Öffentlichkeits- und Informationsarbeit Israels. In politischen Debatten wird der Begriff jedoch häufig unscharf verwendet und teils als Vorwurf gebraucht, um bestimmte Positionen oder Argumentationen pauschal als israelisch gesteuerte Propaganda einzuordnen.
Es ist an der Zeit, offen artikulierte Gewaltaufrufe und hasserfüllte Rhetorik in sozialen Medien ernst zu nehmen und als Staat geltendes Recht konsequent durchzusetzen, über Sonntagsreden hinaus. Dazu gehört auch, Einflussnahme und Akteure zu identifizieren, die gezielt im Interesse ideologischer Projekte gegen die offene Gesellschaft agieren und die Meinungsfreiheit zur Legitimation von Vernichtungsdiskursen missbrauchen.
— 069030ne (@069030ne) December 14, 2025
Die deutsche Heuchelei wird noch wehtun
Das Deutsche Institut für Menschenrechte legt seinen Jahresbericht vor. Seitenlang: Sorge um die „Meinungsfreiheit propalästinensischer Aktivist*innen“. Kritik an „exzessiver Polizeigewalt“. Zum 700-prozentigen Anstieg antisemitischer Angriffe? Kein einziges Wort.
24 Monate lang haben Islamisten und die radikale Linke die Straßen besetzt. „Kauft nicht bei Juden/Zionisten!“ Die „Helden“ des 7. Oktober wurden gefeiert, Hamas-Anführer gepriesen. Millionen an Steuergeldern für Polizeieinsätze – während dieselben Demonstranten die Polizei beschimpften.
Wo sind die Hausdurchsuchungen, wo die Haftstrafen? Wo ist das von Slogan-Kanzler Friedrich Merz beschworene „entschiedene Vorgehen gegen Antisemitismus“?
Währenddessen stehen Zakat-Spendenboxen „für Palästina“ unbehelligt in Läden und Bäckereien an der Hermannstraße. Zakat ist eine verpflichtende religiöse Abgabe im Islam, eigentlich zur Unterstützung Bedürftiger gedacht. Ohne Transparenz und staatliche Kontrolle werden solche Sammelstellen jedoch leicht missbraucht. Gelder, die als „Hilfe“ deklariert werden, fließen nachweislich an Hamas, Hisbollah und den Palästinensischen Dschihad.
Zum Erkenntnisgewinn braucht es weder BND noch MAD oder Mossad. Oft genügen drei oder vier Minuten vorgespielter Empörung über „die Zionisten“, um das Vertrauen des stolzen Inhabers eines solchen Backwarenbetriebs zu gewinnen und zu erfahren, wohin die gesammelte „Hilfe“ tatsächlich fließt: an Organisationen, die direkt oder indirekt in iranische Netzwerke eingebunden sind. Der Zweck ist selten humanitär, sondern politisch eindeutig adressiert.
Deutschland ist entweder naiv – oder es schielt auf Geschäfte mit Golfemirat-Potentaten, die neben Business gleich auch religiöse „Kulturzentren“ mitfinanzieren wollen. Oder aber der Staatsschutz ist von einer Inkompetenz geprägt, die man kaum noch anders als fahrlässig nennen kann.
Der Westen hat sein Freiheitsversprechen gebrochen
Freiheit, die nur für manche gilt, ist keine Freiheit. Eine Gesellschaft, in der Juden ihre Identität verstecken müssen, hat ihr Versprechen gebrochen.
Die jüdische Gemeinschaft kennt diese Muster. Sie hat sie überlebt – Babylon, Rom, die Inquisition, die Shoah. Aber die „offenen Gesellschaften“ des Westens? Sie sollten wehrhaft sein. Stattdessen stürzen sie sich sehenden Auges hinein ins Verderben.
Es hört ja doch keiner zu.
Wer heute schweigt, weil es „nur die Zionisten“ trifft: Morgen seid womöglich ihr dran.
Erst das Samstag-Volk. Dann das Sonntag-Volk.




