Als sich am Montagmorgen polnische und deutsche Vertreter in der Nähe des Reichstags versammelten, um einen neuen Gedenkstein einzuweihen, der an die vielen polnischen Opfer des Nationalsozialismus erinnert, war bei den deutschen Rednern vor allem Scham zu spüren. Rita Süssmuth, eine der Initiatorinnen des Projekts, sagte, dass nur das unerlässliche Bohren der Zivilgesellschaft dazu geführt habe, dass dieser Stein an dieser prominenten Stelle aufgestellt werden konnte. Erschreckend lange hätte der Prozess gedauert. Ein anderer Redner sagte: 80 Jahre zu spät sei dieser Stein platziert worden.
In Polen tobt derweil eine ganz andere Debatte. Die polnischen sozialen Medien werden geflutet mit gehässigen Bildern von Ministerpräsident Donald Tusk und Montagen, auf denen er den Stein umarmt, als würde er sich den Deutschen unterwerfen wollen. Mehr habe die polnische Regierung nicht ausverhandeln können, so die Kritiker. Statt 1,3 Billionen Euro Reparationszahlungen, die die ehemalige Regierung von Jaroslaw Kaczynski für die deutschen Kriegsschäden in Polen noch vor 2023 gefordert hatte, sei jetzt nur noch dieser lächerliche „Stein der Schande“ als mickrige Wiedergutmachung übrig geblieben.

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