Meinung

Donald Trump, unberechenbarer Realist – und wenn er in der Ostukraine zuschlägt?

Ob der US-Präsident nun Frieden will oder den Friedensnobelpreis – sein Blitzbombardement des Iran hat zum Erfolg geführt. Wie geht es weiter? Ein Kommentar.

Lieblingspose: US-Präsident Donald Trump als „Peacemaker“ im Lagezentrum des Weißen Hauses in Washington
Lieblingspose: US-Präsident Donald Trump als „Peacemaker“ im Lagezentrum des Weißen Hauses in WashingtonThe White House via AP/dpa

Bis zuletzt hatten die israelischen Falken sich gewehrt. Für sie kam ein Waffenstillstand ohne Sieg nicht infrage. Und der war zum Greifen nah: Erst am Montag hatte Israel das berüchtigte Evin-Gefängnis in Teheran und andere Strukturen des iranischen Regimes bombardiert, darunter Medien und eine Universität. Befreite politische Gefangene als Keimzelle eines Umsturzes, war das die Idee? Oder ging es darum, Chaos zu säen, den iranischen Staat buchstäblich lahmzulegen?

Das Machtwort des US-Präsidenten beendete die Blütenträume. Donald Trump will Frieden. Oder will er den Friedensnobelpreis? Die Falken sind sowieso überzeugt, dass Frieden mit den Ayatollahs unmöglich ist. Schließlich sitzen die weiterhin auf 400 Kilogramm angereichertem Uran – nicht angereichert genug für die Bombe, aber auf halbem Weg zum Ziel. Auch die pro-iranischen Terrormilizen sind immer noch einsatzbereit, im Jemen, im Irak und in der Levante.

Das Denken der Falken, der Aufrüster, der Rufer nach Verteidigungskraft und „Iron Domes“, Wehrbereitschaft und Kriegstüchtigkeit dreht sich im Kreis: Nach dem Krieg ist vor dem Krieg. Waffenruhe allein ist ihnen viel zu risikobehaftet. Erst wenn alle Bösen beseitigt sind, alle Autokraten, kann Frieden möglich sein. Mit anderen Worten: Wenn alle so gut sind wie wir. Die Propagandisten der Wehrhaftigkeit träumen vom ewigen Frieden – nach ihren Vorstellungen.

Berliner Zeitung

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