Berliner Spar-Pläne

Kalte Räume, kaltes Wasser – auch die Verwaltung will weniger Energie verbrauchen

Die Spar-Tipps der Bezirke: Heizung einstellen lassen, weniger Warmwasser verbrauchen. In manchen Bezirken sollen sogar Lehrer und Schüler mitreden

Wertvoller Energieträger: Gas.
Wertvoller Energieträger: Gas.dpa/Marijan Murat

Die drohende Gasknappheit beschäftigt das Land weiter. Was können Privatleute tun, um Energie zu sparen? Was macht die Politik? In Berlin will der Senat zehn Prozent einsparen. Erste Vorschläge gibt es schon.

Berlins Senator für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Stephan Schwarz (parteilos, für SPD), hält Energiesparen für das Gebot der Stunde. Jeder könne in den eigenen vier Wänden einen wichtigen Beitrag leisten. „Die Heizung rechtzeitig richtig einstellen lassen und weniger Warmwasser verbrauchen, kann bereits einige Prozent sparen und natürlich auch die Kosten reduzieren.“ Tipps und Beratung gebe es etwa bei den Verbraucherzentralen, den Wohnungsunternehmen oder der Gasag. „Was jedenfalls nicht hilft und geradezu kontraproduktiv ist, ist der Kauf von Heizstrahlern.“

Auf der Senatssitzung am Dienstag will Schwarz Hinweise dazu geben, wo und wie Berlin selbst seinen Verbrauch weiter reduzieren will. Es gebe in allen Bereichen Einsparmöglichkeiten beim Energieverbrauch, von der Wirtschaft über die Privathaushalte bis zum öffentlichen Dienst, so Schwarz. Wichtig sei, sie schon in den Sommermonaten weiter voranzutreiben und umzusetzen.

Der Senat hat sich erklärtermaßen vorgenommen, mindestens zehn Prozent des Energieverbrauchs seiner Verwaltungen einzusparen. Im Juli hatte eine ressortübergreifende Taskforce, an der nicht weniger als zehn Senatsverwaltungen beteiligt sind, Vorschläge zusammengetragen.

Bei den bisherigen Arbeitstreffen der rund 40 Taskforce-Mitglieder wurden nach Darstellung der Wirtschaftsverwaltung Vorschläge zu Strom, Heizung, Warmwasser und Gas besprochen. Sparmöglichkeiten bestehen demnach grundsätzlich innerhalb von Dienstgebäuden, bei untergeordneten Behörden und weiteren Einrichtungen des öffentlichen Dienstes sowie im öffentlichen Raum. Dabei müssen Aspekte des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sowie Sicherheitsaspekte berücksichtigt und die Funktionsfähigkeit der Verwaltung gewahrt bleiben, so Schwarz.

Manches kann in Berlin alleine geregelt werden, für anderes würden Bundesvorgaben benötigt. Das gelte insbesondere für eine Vorgabe zur Raumtemperatur von 20 Grad in Büros. Wenn man auf 19 Grad gehen wollte, müsste die bundesweit geltende Vorgabe angepasst werden, hieß es aus der Wirtschaftsverwaltung.

Am 16. August will der Senat endgültig seine Maßnahmen beschließen. Bis dahin läuft das interne Abstimmungsverfahren, Stillschweigen war vereinbart.

Umso überraschter reagierte mancher, als Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) vorige Woche vorpreschte und ankündigte, dass zahlreiche öffentliche Gebäude in der Nacht nicht mehr angestrahlt werden, um Strom zu sparen. Dabei handelt es sich um etwa 200 Gebäude und Wahrzeichen, für die das Land zuständig ist, etwa Siegessäule, Berliner Dom oder Rotes Rathaus. Wie sich herausstellte, wusste nicht einmal die im Roten Rathaus ansässige Senatskanzlei von ihrem Glück.

Doch nicht nur auf Landesebene wird nach Einsparpotenzial gesucht, auch die Bezirke entwickeln Ideen. Dabei geht es vor allem um die Wärmeenergie. So verweist Lichtenbergs Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) im Gespräch mit der Berliner Zeitung zunächst auf den Senat, von dem man eine berlineinheitliche Regelung etwa bei der Temperatur in Amtsgebäuden erwarte. Doch der Bezirk ist auch selbst schon aktiv geworden. „Wir haben zum Beispiel mit den Schulen in Lichtenberg vereinbart, dass Lehrer und Schüler miteinbezogen werden sollen“, sagt Grunst. „Wir glauben, dass es da großes Potenzial zum Energiesparen gibt.“

In Tempelhof-Schöneberg wird zum Beispiel bereits seit einiger Zeit in den Waschräumen der Amtsgebäude nur noch kaltes Wasser angeboten. Jetzt wolle man schauen, ob sich das auf Schulen übertragen lasse, sagt die zuständige Stadträtin Angelika Schöttler (SPD). Dabei gehe es aber ausdrücklich nicht um die Duschen in den Sporthallen.

Im Gespräch mit der Berliner Zeitung weist Schöttler darauf hin, dass Tempelhof-Schöneberg sehr früh auf eine zentrale und effiziente Heizungssteuerung gesetzt habe. „Derzeit wird die Beleuchtung auf LED umgerüstet, die sehr sparsam ist. Das gilt sowohl für die Bürodienstgebäude als auch für die Schulen und Sportplätze“, sagt Schöttler, die bis vergangenen Herbst Bezirksbürgermeisterin war. Außerdem seien bereits auf fünf Gebäuden Solaranlagen installiert worden, sechs weitere seien gerade in Auftrag gegeben. Ähnliches wurde aus Lichtenberg und aus anderen Bezirken gemeldet.

Berlin liegt bei Energieverbrauch ganz hinten und bei CO₂-Bilanz ganz vorne

Ohnehin ist Berlin in Sachen Energieverbrauch bundesweit offenbar besonders fortschrittlich. Nach den Worten von Energiesenator Schwarz schneidet der Stadtstaat deutlich besser ab als alle anderen Bundesländer. So verzeichnete Berlin seit Jahren einen besonders geringen Endenergieverbrauch, und auch bei der CO₂-Bilanz ist Berlin ganz vorne.

Dennoch bleibt die Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes im Fokus. Einen besonders großen Anteil hat in Berlin weiterhin der Gebäudesektor mit insgesamt 44 Prozent am Gesamtausstoß. Das Beheizen von Gebäuden mit fossilen Energien gilt immer noch als Hauptursache der CO₂-Freisetzung in der Stadt. Umbau tut also not.

Eine Hilfe dabei sollte das Förderprogramm „Effiziente GebäudePLUS“ sein, mit dem Klimaschutz und Energiesparen unterstützt werden sollen. Nach einem Jahr zog die Wirtschaftsverwaltung positive Bilanz: Demnach wurden bei der landeseigenen Investitionsbank Berlin (IBB) Zuschüsse in Höhe von 30 Millionen Euro beantragt. Knapp 1100 Anträge seien eingegangen, 90 Prozent davon entfielen auf private Eigentümer.