Kolumne

Die Diffamierung der Sensibilität

Der Begriff „sensibel“ gerät in Verruf: Wie Svenja Flaßpöhler mit irritierender Gedankenakrobatik Empfindsame zum gesellschaftlichen Problem macht.

Svenja Flaßpöhler im September bei einem Philosophie-Festival zum Thema: Was macht uns resilient?
Svenja Flaßpöhler im September bei einem Philosophie-Festival zum Thema: Was macht uns resilient?www.imago-images.de

Svenja Flaßpöhler und Richard David Precht: Die beiden Populärphilosophierenden haben sich zuletzt mit fragwürdigen Aussagen zur Corona-Impfung rauen Gegenwind eingefangen. In einer Rechtfertigung für seine Ablehnung, Kinder impfen zu lassen, beklagte Precht in der Zeit, wir „leben in einer Gesellschaft, die so sensibel ist wie nie“. Die heftigen Reaktionen auf seine strittigen Ansichten sind nach Ansicht des Philosophen offenbar Ausdruck einer übersteigerten Sensibilität, die in Intoleranz umschlage. Sensibilität als eines der großen Probleme unserer hypernervösen Zeit? Diesen Impuls hat Precht offenbar aus Svenja Flaßpöhlers jüngstem Essay „Sensibel“ gewonnen, wie er in seinem Podcast mit Moderator Markus Lanz andeutete. Hochsensibilität ist für Flaßpöhler das Phänomen unserer Zeit, welche die Chefredakteurin des „Philosophie Magazins“ als äußerst gereizt erlebt: Sprachverbote, Beleidigtsein, kulturelle Aneignung, Gendern.

Berliner Zeitung

Mit einem Abo weiterlesen

  • Zugriff auf alle B+ Inhalte
  • Statt 9,99 € für 2,00 € je Monat lesen
  • Jederzeit kündbar