Debatte

Die Berliner Zeitung im „libertären“ Freiheitsrausch? Eine sehr scharfe Polemik

Der Regisseur Stephan Suschke hadert mit der Berichterstattung der Berliner Zeitung – und liest uns gründlich die Leviten. Sollen wir das wirklich drucken?

Als alle Welt auf Christian Lindner einprügelte, haben wir mit ihm gesprochen. Jetzt beziehen wir Prügel.
Als alle Welt auf Christian Lindner einprügelte, haben wir mit ihm gesprochen. Jetzt beziehen wir Prügel.Paulus Ponizak/Berliner Zeitung

Mit Erstaunen schlage ich im letzten Monat jeden Tag aufs Neue die Berliner Zeitung auf, weil ich den Eindruck habe, dass sich an jedem Tag die inhaltliche Linie der Zeitung, die ich wegen ihrer beschreibenden Pluralität geschätzt habe, verschiebt. Das kluge Infragestellen jeglicher Ideologie wird aufgeweicht; stattdessen widmet man sich mit großem Engagement dem Ersetzen der alten Ideologien durch eine neue. Plötzlich wird Journalismus durch Geraune ersetzt, Analyse durch Interviews mit in das Konzept passenden „Fachleuten“, in denen das Dahingeplapperte einfach durchgewunken wird, und die Redakteure können in den Kommentaren endlich mal das schreiben, was sie immer schon sagen wollten. Um es zeitlich genauer zu fixieren würde ich als „D-Day“ die Wochenendausgabe vom 16. Dezember reklamieren, als Christian Lindner beifällig hofiert, statt kritisch befragt wurde. In der gleichen Ausgabe begann die wohlwollende Begleitung des libertären Projektes von Javier Milei in Argentinien, ohne zu hinterfragen, was das für die Menschen bedeutet; Hauptsache Disruption (=Störung) – das neue Schlagwort, mit dem Christian Lindner den Diskurs mit dem was er für intellektuell hält, bereichert hat.

Berliner Zeitung

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