Die größte Überraschung dieser WM ist für Deutschland wohl der heute unterzeichnete Gas-Deal mit Katar. Am Dienstagmorgen gab der katarische Energieminister Saad Scharida al-Kaabi bekannt, dass Qatar Energy einen langfristigen Vertrag über die Lieferung von Flüssiggas an Deutschland abgeschlossen habe.
Ab 2026 kauft Deutschland dem WM-Gastgeber jährlich bis zu zwei Millionen Tonnen LNG ab. Für sage und schreibe 15 Jahre. Überraschend ist das, weil ein vergleichbarer Deal mit Kanada vor gut drei Monaten nicht zustande kam. Dabei wurde auch das Argument ins Feld geführt, langfristige Verträge lohnten sich nicht, denn man brauche in 20 Jahren kein Gas mehr. Dasselbe Argument wurde übrigens auch gegen Fracking in Deutschland vorgetragen.
Was soll die Welt über uns denken?
Verständlich ist: Deutschland muss realpolitische Wege finden, um sich aus der Abhängigkeit von russischem Gas zu befreien. Aber welches Signal senden wir in die Welt, wenn wir uns abermals für fossile Brennstoffe an ein autoritäres Regime binden? Es sind diese Verträge, die den Kataris so viel Geld in die Kasse spülen, dass sie sich leisten können, ihr Image mit einer völlig unrentablen WM von zahllosen Menschenrechtsverletzungen aufzupolieren – oder das zumindest zu versuchen.

