Royals

Prunk, Party und ein bisschen Protest: Charles III. und die Krönung

Drei Tage dauerten die Feierlichkeiten zur Krönung von Charles III. Die Briten scheinen sich mit ihrem neuen König und ihrer Königin versöhnt zu haben.

Everybodys Darling für einen Tag: König Charles III und Königin Camilla auf dem Balkon des Buckingham Palaces in London.
Everybodys Darling für einen Tag: König Charles III und Königin Camilla auf dem Balkon des Buckingham Palaces in London.imago

Lächerlich kurz muss Charles III. die Zeremonie seiner Krönung am Sonnabend in der Westminster Abbey in London vorgekommen sein, denn auf diesen Tag hatte der Monarch immerhin mehr als sieben Jahrzehnte gewartet. Über 70 Jahre, in denen nicht alles rundlief für das britische Königshaus, und das ist noch milde ausgedrückt. Fast alles lief indes am Sonnabend in der britischen Hauptstadt rund. 

Warten im Nieselregen

Bekannt für seine unnachgiebige Pünktlichkeit bestieg Charles III. mit Gattin Camilla um 20 Minuten nach elf die goldene Kutsche, die König und Königin zur Westminster Abbey bringen sollte, traditionell die Kathedrale, in der britische Königinnen und Könige gekrönt werden. Dazu wurde eine Kurzfassung der Nationalhymne gespielt, die nun wieder „God Save The King“ heißt. Das Paar legte die zwei Kilometer in der Diamond Jubilee State Coach zurück, die gezogen wurden von sechs weißen Pferden aus dem Besitz des Hofes.

Planmäßig kurz vor 12 Uhr MEZ erreichte die Kutsche mit König Charles III. und Königin Camilla die Londoner Westminster Abbey, Tausende Schaulustige säumten den Weg vom Buckingham Palace zur Kathedrale, die in einer leichteren Kutsche als gewöhnlich recht zügig zurückgelegt wurde. Was das Ganze entzerrte und den Schaulustigen am Straßenrand längeres Warten im Nieselregen ersparte. 


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Im Trockenen saßen da bereits viele der geladenen Gäste, die aus der ganzen Welt zur Krönung angereist waren. Unter ihnen gekrönte Häupter wie Willem-Alexander und Máxima von den Niederlanden und Felipe und Letizia von Spanien. Aus Schweden kamen König Carl Gustaf und seine Tochter Victoria. Für das dänische Königshaus kamen Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary, für die Norweger reisten Haakon und Mette-Marit an. Charles’ jüngerer Sohn Prinz Harry kam allein zu der Zeremonie, seine Frau Meghan blieb mit den beiden Kindern in den USA, offiziell unabkömmlich, inoffiziell unerwünscht.

Menschen fotografieren die goldene Staatskutsche, die Charles und Camilla zurück zum Palast bringt. 
Menschen fotografieren die goldene Staatskutsche, die Charles und Camilla zurück zum Palast bringt. Andreea Alexandru/AP

Kleines Aufregerchen am Rande

Wie erwartet war der in Ungnade gefallene Harry auch später nicht dabei, als die Königsfamilie sich auf dem Palast-Balkon präsentierte und den Fans zuwinkte. Dass er überhaupt zur Krönung seines Vaters erschien, wurde als Annäherung zwischen royaler Familie und dem allzu geschwätzigen Prinzen gewertet. Für einige nach oben gezogene Augenbrauen sorgte indes Harrys allzu lässiger Auftritt in der Kirche, in die er reingeschlendert kam wie zu einer kalifornischen Cocktailparty. Das war dann aber auch schon das einzige Aufregerchen an diesem Tag. Die Zeremonie in der Kirche, Deutschland wurde vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier vertreten, war so kurzweilig wie anachronistisch und divers zugleich. Mittelalterliche Gebräuche wie die Salbung des Monarchen (erstmals mit veganem Öl), prunkvolle Regalien, das Aufsetzen der kiloschweren Krone und das Umkleiden des Königs hinter Paravents trafen auf eine moderne und diverse Gästeschar und belegten Charles’ Versuch, mit den angestaubten Ritualen solcher Ereignisse im Rahmen seiner Möglichkeiten unkonventionell umzugehen, behutsam zu modernisieren, da, wo es möglich ist.

Der schönste Moment der Zeremonie dürfte der Kuss gewesen sein, den Prinz William seinem sichtlich gerührten Vater auf die Wange drückte und der ihm sicherlich weitere Sympathiepunkte als potenzieller Thronfolger eingebracht haben dürften. Ein weiteres Highlight war die Reiterstaffel des Königs, deren 6000 Mann von seiner Schwester Prinzessin Anne angeführt wurden in der Position der sogenannten Gold-Stick-in-Waiting – eine besondere Ehrung.

 Gast mit Streit-Potenzial: Prinz Harry, Herzog von Sussex, auf dem Weg in die Westminster Abbey. 
Gast mit Streit-Potenzial: Prinz Harry, Herzog von Sussex, auf dem Weg in die Westminster Abbey. Toby Melville/Pool Reuters/AP/dpa

Die Briten scheinen sich mit ihrem neuen König und seiner Gattin ausgesöhnt zu haben. Beim Gang auf den Balkon des Palastes, traditionell jener Moment, in der das königliche Oberhaupt seine Beliebtheit am Tauchsieder der Volksbegeisterung ablesen kann, brandete großer Jubel auf: Mehrmals kehrten Charles III. und Camilla zurück, um der Menge angemessen huldvoll zu winken. Alles natürlich im Beisein der Familie und der Enkelkinder, von denen sich besonders der kleine Prinz George hervortat, der schon in der Kirche die Zuneigung der Briten mit einem herzhaften Gähnen gewann. Nur am Rande der Prozession kam es zu Protesten von Anti-Royalisten und Klimaaktivisten, die dank einem rechtzeitig verabschiedeten Gesetz von der Londoner Polizei verhaftet wurden.

Am Sonntag dann sollten die dreitägigen Feierlichkeiten mit einem großen Konzert im Londoner Hyde Park zu Ende gehen, 20.000 Menschen wurden erwartet, darunter viele Angestellte des Hofes, für die der Eintritt umsonst war. Insgesamt haben Krönung und Feierlichkeiten die britischen Steuerzahler mehr als 150 Millionen Pfund gekostet.

Hierzulande wurde die Übertragung zum königlichen Quotenhit für das Erste, deren Expertenrunde sich launig mit royalem Insiderwissen durch den Tag plauderte: Im Schnitt 4,88 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten ab 9.30 Uhr die Liveübertragung der Krönung. Das bedeutet einen Marktanteil von 42,6 Prozent. Gegen 16 Uhr waren immerhin noch 2,33 Millionen bei der Sendung „Charles – Schicksalsjahre eines Königs“ dabei.