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„Nose reveal“: Dieser Trend zu Schönheits-OPs sorgt für zwiespältige Reaktionen

Junge Influencerinnen lassen sich die Nase operieren, taggen ihre Beauty-Docs und posten das Ganze stolz bei Instagram. „Nose reveal“ ist ein höchst umstrittener Beauty-Trend.

Ach du meine Nase: Pittiplatsch hat sich natürlich nicht operieren lassen.
Ach du meine Nase: Pittiplatsch hat sich natürlich nicht operieren lassen.photo2000/imago

Auch Oliver Pocher, immer auf der Suche nach kritikwürdigen Influencern, ist dieser fragwürdige Trend nicht entgangen. Bei Instagram repostete er ein Video des Accounts Emmashealth, in dem die Betreiberin Emma Fernlund ihren Zehntausenden TikTok-Followern ihre neue, frisch operierte Nase präsentiert.

„My nose reveal“ steht über dem Video: Fernlund, Reality-Sternchen und Fitness-Influencerin, hat gerade den Gips abbekommen, sie hält die Hände über ihre noch geschwollene, mit Tapes beklebte Nase: „Ehrlich, ich liebe sie, sie ist genauso wie ich sie mir gewünscht habe.“ Ein kurzer Freudenschrei, dann nimmt sie die Hand weg. „Oh mein Gott, Leute, wie schön. Sie ist gerade, sie hat einen minikleinen Bogen, aber nicht wie ein Schwein, sondern richtig schön dezent. Sieht natural aus.“

Oliver Pocher: „Es wird immer besser im Netz“

Nach dem Gender reveal, also dem feierlichen Enthüllen des Geschlechts eines noch ungeborenen Kindes, komme nun also Nose reveal, schreibt Pocher zum Clip der Influencerin und kommentiert gewohnt sarkastisch: „Es wird immer besser im Netz.“

@emmashealth @Clinic Mono ♬ angels - fadinglight

Tatsächlich sind „Nose reveal“ und „Nose job“ Beautytrends, die in letzter Zeit verstärkt durch die sozialen Medien geistern. Versuchten die Generationen vorher noch, ihre Schönheitseingriffe zu verschleiern oder abzustreiten, gehen junge Influencerinnen ganz offen damit um. Viele verlinken gar ihren Beauty-Doc gleich noch dazu.

Die Stuttgarter Creatorin Hanadi Diab, fast 750.000 Follower Instagram-Reichweite, präsentierte zu Jahresbeginn ihre neue Nase, die sie bei einem plastischen Chirurgen in Istanbul operieren ließ. „Ich bin so, so glücklich mit dem Ergebnis und das ist noch nicht mal abgeschwollen. Ich liebe es, das war wirklich die beste Entscheidung!“, schrieb sie unter das Video, zu dem sie interessanterweise die Kommentare deaktivierte.

Anders als Emma Fernlund, deren Nasenenthüllungsvideo nach zwei Tagen fast eine Million Views auf TikTok verzeichnet. „Du warst vorher so hübsch“, schreiben ihr Follower in die Kommentare. Und: „Warum macht man das?“ Wie immer bei Influencerinnen mit dieser Reichweite gibt es natürlich auch eine eiserne Fangemeinde, die sie feiert.

Fernlund hat noch einiges mehr im Gesicht machen lassen. Nicht nur ihre Nase wurde angepasst, wie sie bei Instagram verriet. Sie habe sich in der Türkei das Fettpölsterchen am Unterkiefer absaugen lassen, um ein schöneres Seitenprofil ohne Doppelkinn zu bekommen. Zusätzlich entschied sie sich für eine Foxeye-OP für einen wacheren Blick.

In neueren Clips reagiert Fernlund auf die Kritik, die ihr unter ihren OP-Videos entgegenschlägt. „Bei Instagram seid ihr immer alle ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, Menschen zu bewerten, ihr Aussehen und ihren Körper“, sagt sie. Bei ihrer ersten Reality-Show („Temptation Island VIP“) sei sie unoperiert und komplett natürlich gewesen – „und was habt ihr gemacht? Ihr habt mich mit einer zehn Jahre älteren Frau verglichen, die damals schon alles hat machen lassen“.

Die Kritik an ihrem Äußeren habe sie damals, mit Anfang 20, sehr getroffen. „Es ist nicht in Ordnung, Menschen aufgrund ihres Aussehens zu bewerten“, so die Reality-Darstellerin, die sich direkt an ihre Kritiker wendet: „Ihr wollt keine Natürlichkeit oder Unnatürlichkeit, sondern einfach nur auf Menschen rumhacken.“ Sie habe ein dickes Fell und lache mittlerweile darüber. „Aber wie würdet ihr euch fühlen, wenn Millionen Menschen zu euch kommen und sagen: Du siehst scheiße aus?“

Sie sei glücklich mit den Veränderungen, wolle dennoch keine Schönheits-OPs glorifizieren. „Ja, ich habe mich operieren lassen. Aber ich weiß auch, wie viel Druck, Vergleiche und Unsicherheiten dahinter stecken können. Eine OP kann Details verändern – aber nie deine komplette Beziehung zu dir selbst heilen.“

Doch diese kalenderspruchartigen Auslassungen nehmen ihr die Follower nur bedingt ab. „Warum magst du dich nicht?“, fragen sie in den Kommentaren. Und: „Warum wollen alle im Reality gleich aussehen?“ Ein Kommentator geht gar so weit, der Influencerin zu raten: „Du musst echt zum Psychiater.“

Weltweit werden jährlich etwa eine Million Nasenkorrekturen (Rhinoplastik) durchgeführt, über 350.000 Eingriffe pro Jahr erfolgen allein in den Vereinigten Staaten. Die genaue Zahl für Deutschland ist nicht bekannt, aber die Nasen-OP gehört auch hierzulande zu den häufigsten Schönheitsoperationen.