Debatte

Sollten wir unsere Nationalhymne gendern?

Diese Frage hat sich eine Sprachenplattform gestellt und die Hälfte der Nationalhymnen, die bei der Fußball-WM gesungen werden, mit ChatGPT „modernisiert“. 

Immer dieses Vaterland! Melanie Leupolz, Merle Frohms und Alexandra Popp (v.l.) beim Singen der deutschen Nationalhymne vor dem ersten Gruppenspiel der WM gegen Marokko.
Immer dieses Vaterland! Melanie Leupolz, Merle Frohms und Alexandra Popp (v.l.) beim Singen der deutschen Nationalhymne vor dem ersten Gruppenspiel der WM gegen Marokko.Eiber/imago

Hand aufs Herz: Wie oft singt man schon die Nationalhymne des Landes, in dem man lebt, aufgewachsen ist, geboren wurde? Richtig: so gut wie nie. Anders verhält es sich aktuell bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland, wo die Fußballspielerinnen der Deutschen Nationalmannschaft regelmäßig die Hymne anstimmen. Und natürlich tun das auch die Spielerinnen der anderen Länder.

Aber was singen die deutschen Fußballerinnen da eigentlich? Gesungen wird bekanntlich nur die dritte Strophe des Liedes der Deutschen von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Und die lautet:

„Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland;
Danach lasst uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand;
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand;
Blüh im Glanze dieses Glückes;
Blühe, deutsches Vaterland!“

Mindestens zwei Worte könnten hier als nicht mehr ganz zeitgemäß erachtet werden: Vaterland und brüderlich. Eine Nationalhymne zu überarbeiten, ist kein Sakrileg, den Wunsch nach einer frischeren Version wurde bereits vor ein paar Jahren von der Gleichstellungsbeauftragten des Bundesfamilienministeriums gefordert.

Und schon vor über zehn Jahren änderte beispielsweise unser Nachbarland Österreich den Text seiner Hymne und aus „Heimat bist du großer Söhne“ wurde „Heimat großer Töchter, Söhne“. Das kann man durchaus als modern bezeichnen, denn die meisten Nationalhymnen sind voller Stereotype vom„ Vaterland“ bis zur „Mutter der Liebe“.

ChatGPT hat neue Versionen erstellt

Die Sprachlernplattform Preply hat knapp die Hälfte der gesungenen Texte der Nationalhymnen aller qualifizierter Teams der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen hinsichtlich des Sprachgebrauchs analysiert und mithilfe von ChatGPT genderneutrale Versionen der deutschen Nationalhymne entworfen. Und das Ergebnis könnte dann unter anderem so lauten: 

„Einigkeit und Recht und Freiheit,
für das deutsche Heimatland;
Danach lasst uns alle streben,
Gleichgesinnt mit Herz und Hand;
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand;
Blühe im Glanze dieses Glückes
Blühe, deutsches Heimatland.“

Entstanden sind die Texte mit ChatGPT. Und die KI lieferte auch gleich noch einen passenden Hinweis dazu: „Bitte beachte, dass dies eine kreative Anpassung des Textes ist und keine offizielle Version der Nationalhymne. Wie bereits erwähnt, wäre eine solche Änderung ein bedeutendes Vorhaben und sollte durch breite gesellschaftliche Diskussionen und demokratische Prozesse begleitet werden.“