Kommentar

Ist Ryan Gosling (42) „zu hässlich und zu alt“, um Barbies Ken zu spielen?

Unter dem Hashtag #notmyken versammeln sich Hater, die Ryan Gosling nicht als Ken sehen wollen – weil er ihnen zu alt ist. Unsere Autorin findet das nicht in Ordnung.

Ryan Gosling als Ken in „Barbie“
Ryan Gosling als Ken in „Barbie“Warner Bros

Ryan Gosling war 24 als er die Herzen unzähliger Kinofans mit dem Film „Wie ein einziger Tag“ eroberte. Darin versucht der arme Gosling das Herz von Rachel McAdams zu gewinnen, obwohl sie einer sehr reichen Familie angehört. Eine Rolle, in der sein Alter nur am Rande interessierte.

Ganz anders gelagert ist der Fall offenbar im Film „Barbie“. Hier spielt Gosling Ken, den Partner der titelgebenden Hauptfigur. Kritiker werfen ihm hier sein Alter vor. Der Schauspieler ist mittlerweile 42 Jahre alt. Auf Twitter schreibt jemand beispielsweise: „Ryan Gosling ist zu hässlich und zu alt, um Ken zu spielen. Sie hätten Henry Cavill oder Chris Evans casten sollen.“ Dass die beiden fast genauso alt sind wie Gosling – sei es drum.

Ageism betrifft nicht nur Frauen

Ein anderer Nutzer meint: „Ich mag Ryan Gosling, aber ich weiß nicht, er sieht etwas zu alt und vertrocknet aus. Bin mir nicht sicher, ob es an den Haaren oder an der Bräune liegt, aber er braucht eine Feuchtigkeitscreme.“ Kommentare, die sonst in der Regel vor allem Frauen gewöhnt sind. Doch Ageism – also die Diskriminierung aufgrund des Alters einer Person – betrifft auch Männer.

Nun ist es natürlich so, dass sich die Geschichte um die schöne Plastik-Barbie und ihren Gefährten in erster Linie um Oberflächlichkeiten dreht. Nichtsdestotrotz ist es bezeichnend, dass Ryan Gosling offenbar von weiten Teilen der Gen Z in seiner Rolle nicht ernst genommen wird, weil er die 40 überschritten hat.

Das Phänomen Ageism ist weitgehend unbekannt

Der Schauspieler selbst spricht in dem Zusammenhang zwar nicht von Altersdiskriminierung, wohl aber von „Heuchelei“. Die Internet-Kommentatoren, die sich teils unter dem Hashtag #notmyken versammelt haben, kritisiert er im Männermagazin GQ wie folgt: „Es ist lustig, diese Vorstellung, sich künstlich aufzuregen, fast wie #notmyken. Habt ihr jemals über Ken nachgedacht, bevor das passiert ist? […] Aber auf einmal heißt es: ‚Nein, wir haben uns schon immer um Ken gekümmert.‘ Nein, das habt ihr nicht. Das habt ihr nie getan. Ihr habt euch nie gekümmert. Barbie hat nie mit Ken gevögelt. Das ist der Punkt. Wenn ihr euch wirklich um Ken kümmern würdet, dann wüsstet ihr, dass sich niemand um Ken schert. Eure Heuchelei ist also entlarvt. Deshalb muss seine Geschichte erzählt werden.“

Kens Geschichte blieb also bislang im Verborgenen. Weitgehend unbekannt ist auch das Phänomen Ageism. Es wird Zeit, dass es ins Bewusstsein der sonst so sensiblen Gen Z rückt. Ken muss nicht wie Jacob Rott von den Elevator Boys aussehen. Er darf auch Falten haben. Ein mittelalter oder älterer Schauspieler soll auch in die Rolle eines Jüngeren schlüpfen dürfen. Einer der wenigen, denen das qua Plot bislang gestattet war, war Brad Pitt. In „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ spielte er sowohl die jüngere als auch die alte Version der Hauptfigur.

Die Auseinandersetzung mit Ageism tut besonders Not in Zeiten einer immer älter werdenden Gesellschaft. Wer will schon noch in der Filmbranche tätig sein, unter den Bedingungen wie sie zuletzt in der Causa Til Schweiger bekannt wurden? Wer einen Älteren nicht sehen will, weil er selbst jung ist, darf sich auch über Widrigkeiten wie Fachkräftemangel nicht wundern. Wer Ältere einstellt, bekommt Falten, aber auch Erfahrung, und von der kann insbesondere Gen Z profitieren.