Ist Berlin überhaupt noch so cool, wie alle behaupten? Diese Frage trieb Robin Solf herum, als er auf Instagram seine Follower befragte, ob Berlin nicht eigentlich „over“ sei – also ob die guten Zeiten der Hauptstadt nicht längst der Vergangenheit angehörten.
Auslöser hierfür war eine Folge des Podcasts „Hotel Matze“, in der Moderator Matze Hielscher Berlin für „over“ erklärte, weil die Menschen vor Ort ihre eigene Stadt nicht mehr lieben würden. „Irgendwie stimme ich denen zu“, gab der Influencer in seinem Kurzvideo nun recht.
Berlin ist zu teuer geworden – „Arm, aber sexy“ war einmal
Robin Solf, der seit zehn Jahren in Berlin lebt, kritisiert den Müll, die unzuverlässigen Bahnen und einen rauer werdenden Umgangston: „In dieser Stadt funktioniert absolut gar nichts!“ Berlin habe sich stark verändert: „Früher hieß es ‚Arm, aber sexy‘. Jetzt ist es einfach nur teuer – und dadurch auch weniger sexy.“
Der Dreck, die kaputten Hausflure und der schlechte Service, die einst durch niedrige Mieten und Lebenskosten kompensiert worden waren, seien heute schwerer zu akzeptieren, wo doch alles teurer geworden ist.
Besorgt äußerte sich der Influencer auch über den Verlust von queeren Räumen. Er bedauerte zum Beispiel die Schließung des SchwuZ, einer der ältesten LGBTQ-Clubs Deutschlands: „Für mich die Anlaufstelle als queere Person in Berlin.“ Das sei nämlich auch das, was er so an Berlin schätzt: „Berlin ist wie eine Fantasy – vor allem für den kleinen Jungen aus Sachsen-Anhalt, der sich sonst niemals so hätte entfalten können, wie er es letztendlich getan hat.“ Das hätte er laut eigenen Angaben in „keiner anderen Stadt in Deutschland“ tun können.
Man kann Berlin wieder lieben lernen
So ganz will der Influencer die Hoffnung aber nicht aufgeben. Dass viele Berlin nicht mehr liebten, sei etwas, woran man arbeiten könne. Vor allem das Miteinander und die gegenseitige Rücksicht müssten dafür gestärkt werden: „Ich würde mir wünschen, dass wir wieder besser miteinander umgehen (…) und dass wir alle zusammen wieder ein Stückchen mehr dafür tun, dass wir uns hier wirklich wohlfühlen.“
Der Beitrag trifft einen Nerv – wie nicht zuletzt die Kommentare zeigen. Viele der genannten Probleme wie die steigenden Mieten, eine bröckelnde Infrastruktur und das Verschwinden kultureller Orte sind längst Realität und als solche immer spürbarer. Das veranschaulicht, dass die Beziehung der Bewohner zu ihrer Stadt vielleicht vor allem an den ökonomischen Wirklichkeiten der heutigen Zeit zerbröckelt. Gleichzeitig schwingt im Vergleich mit dem Berlin von früher auch eine gewisse Nostalgie mit: Der Reiz der Stadt lag immer schon im Chaos, und dass eben nicht alles reibungslos funktionierte.


