Die Mittelmeerregion kommt nicht zur Ruhe: Nach den Waldbränden in den vergangenen Wochen wird Griechenland aktuell von schweren Unwettern mit Starkregen heimgesucht. Während sich die Situation auf den Sporadeninseln Skiathos, Skopelos und Alonnisos zwischenzeitlich leicht entspannte, wütete Sturmtief „Daniel“ weiterhin in der Region Thessalien. Der Zivilschutz verhängte für die dortigen Gemeinden der Städte Farsala und Karditsa Fahrverbote, damit die Rettungsfahrzeuge problemlos durchkommen und weil viele Straßen schlicht überschwemmt, blockiert und gesperrt waren.
Die griechische Wetterbehörde EMY warnte am Mittwoch erneut vor starken Regenfällen, Stürmen und einer hohen Anzahl von Blitzen. Betroffen seien die Region Thessalien, die Sporaden, die Insel Euböa, der Osten und der Süden der Halbinsel Peloponnes, aber auch Regionen im Norden des Landes nahe der Hafenstadt Thessaloniki. Die Menschen seien angehalten, in den betroffenen Regionen möglichst nicht auf die Straße zu gehen, wegen der Blitzgefahr Bäume und Küstengebiete zu meiden und nicht zu versuchen, Wildbäche zu Fuß oder mit dem Auto zu überqueren.
Flüge gestrichen
Wegen der schweren Unwetter und sintflutartigen Regenfälle in Mittelgriechenland sind die Menschen in den besonders stark betroffenen Städten und Regionen aufgefordert worden, ihre Wohnungen und Häuser nicht zu verlassen. Die gewaltigen Wassermassen haben bereits ein Menschenleben gefordert und in der Region Thessalien samt der Hafenstadt Volos zu großen Schäden geführt. Neben Regionen am Mittelmeer sind auch einige Balkanstaaten von Unwettern betroffen. Ein Überblick:
Greek 🇬🇷 Prime Minister Kyriakos Mitsotakis following record flooding in #Skiathos & #Volos: “I'm afraid the careless summers, as we knew them ... will cease to exist & from now on, the coming summers are likely to be ever more difficult” https://t.co/hGqKd0iq1n
— Carbon Tracker (@CarbonBubble) September 6, 2023
Die Situation in den betroffenen Gebieten ist dramatisch – vor allem in der Hafenstadt Volos, wo das Wasser in manchen Straßen fast bis zu den Dächern geparkter Wagen reichte. Autos wurden von den Wassermassen ins Meer gespült, Keller und Ladengeschäfte liefen voll. Außerdem fiel vielerorts immer wieder der Strom aus. Das Handynetz und das Internet waren ebenfalls betroffen und funktionierten zum Teil nur eingeschränkt oder gar nicht. Am Flughafen der Insel Skiathos saßen mehrere Hundert Menschen fest, weil die Flieger gestrichen wurden, wie der Sender Skai berichtete.

Viele Meteorologen betonen, so etwas „noch nie gesehen“ zu haben. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis besuchte den Zivilschutz, um sich über die Lage zu informieren. Dort sollen ihm die Wetterexperten gesagt haben, es handele sich möglicherweise bereits um die stärksten Regenfälle in Griechenland seit Beginn der Aufzeichnung – dabei soll es noch bis Donnerstag so weitergehen. Der staatliche Wetterdienst Meteo meldete am Dienstagabend einen Regenrekord: In der Ortschaft Zagora nordöstlich von Volos wurde eine Niederschlagsmenge von 754 Millimetern pro Quadratmeter gemessen. Zum Vergleich: Bei der Ahrtal-Flut im Juli 2021 lagen die Niederschlagsmengen zwischen 100 und 200 Millimeter pro Quadratmeter.
Wie sind die Aussichten? Nicht gut: Selbst am Donnerstag soll es noch stark regnen, gewittern und stürmen. Erst am Freitag soll sich das Wetter beruhigen. Griechenlands Premierminister Kyriakos Mitsotakis postete bei X (vormals Twitter) ein Foto von den Überschwemmungen auf der Insel Skiathos und schrieb dazu, dass er befürchte, das die „sorgenfreien Sommer, wie wir sie kennen, verschwinden werden und die kommenden Sommer wesentlich schwieriger werden würden“.
Tote und Vermisste
Starkregen und schwere Gewitter gab es auch in Bulgarien und im Westen der Türkei. In Bulgarien kamen am Dienstag an der südlichen Schwarzmeerküste zwei Menschen ums Leben, weitere drei wurden vermisst. Auch in der Türkei gab es zwei Tote und zudem vier Vermisste in der Provinz Kirklareli nahe der griechischen und bulgarischen Grenze. Die Behörden warnten vor weiteren Unwettern im Westen und Südwesten der Türkei.
Bei Überschwemmungen nach heftigen Regenfällen sind in der türkischen Millionenmetropole Istanbul mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Mehrere seien verletzt worden, sagte Innenminister Ali Yerlikaya am Mittwochmorgen. Am Vorabend war es in Istanbul zu sturzartigen Regenfällen in zwei Bezirken im Norden der Stadt gekommen. Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse und Autos wurden von den Fluten weggespült, wie Bilder zeigten.


