Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?
Man glaubt es kaum, aber zumindest die prominenten Menschen haben mich in den vergangenen Tagen eher belustigt bis erfreut statt ertzürnt, ist ja auch mal schön. Köstlich fand ich zum Beispiel die Nachricht, dass sich der Rapper Ye (früher mal Kanye West) mitsamt seiner Gefährtin Bianca Censori artig in die traditionell elend lange Schlange vor „Mustafa’s Gemüse Kebab“ in Kreuzberg einreihte. Zuletzt waren die beiden prominenten Europa-Reisenden ja in Venedig durch unziemliches Verhalten in einer Gondel aufgefallen, insofern kam Berlin bis jetzt noch glimpflich davon. Besonders gut gefällt mir, dass jemand aus der Entourage des Rappers sich erkundigt hatte, ob Ye wohl an den anderen Wartenden vorbeistolzieren dürfe, um direkt bedient zu werden, was von einem Imbiss-Repräsentanten aber abschlägig beschieden wurde – berliniger wird’s nicht.
Freuen Sie sich auch über das Comeback von *NSYNC? Ihr Boybandherz schlägt ja bekanntlich eher für die Kollegen von Take That.
Tatsächlich ja. Ich war schon überraschend gerührt, als Justin Timberlake und seine Kameraden vor ein paar Tagen bei den MTV Video Music Awards erschienen, um Taylor Swift ihre Trophäe zu überreichen, obwohl ich damals wirklich kein Fan von ihnen war. Auch die Auflösung der Band 2002 hat mich nicht sonderlich berührt, aber ich finde es trotzdem schön, dass sie jetzt einen neuen Song namens „Better Place“ aufgenommen haben, für den Soundtrack des neuen „Trolls“-Kinofilms. Mehr neue Musik sei von den gealterten Boys aber nicht zu erwarten, heißt es von der Plattenfirma. Ich empfehle ersatzweise den wirklich lustigen Podcast von Lance Bass, der hübsch selbstironisch „Frosted Tips“ („blondierte Haarspitzen“) heißt.
Den Preis für den unprätentiösesten Schauspieler dürfen wir diese Woche wohl Ethan Hawke zusprechen: Weil mehrere Flüge gestrichen wurden, reiste der Schauspieler mit einem Greyhoundbus von New York zum Filmfest nach Toronto.
Als eine Elendsbus-erfahrene Person, die sich früher öfter in Fernbussen schwankender Schraddeligkeit durch Europa schaukeln ließ, gefiel mir diese Information besonders gut – weil Ethan seit „Reality Bites“ bei mir ein ewiges Herzensstübchen gleich neben Take That bewohnt („der Augenblick, in dem dein Lachen zum Gegacker wird“ – ach, Troy!). Er hatte natürlich auch einen besonderen Grund, unbedingt in Toronto sein zu wollen, auch wenn er dafür zehn Stunden im Bus zubringen musste: Er präsentierte dort den Film „Wildcat“, für den er das Drehbuch schrieb und bei dem er auch Regie führte, obendrein spielte seine Tochter Maya Hawke die Hauptrolle. Ich würde mir ja gerne an ihm ein Beispiel nehmen und auch mal wieder mit dem Fernbus fahren, aber es ist mir inzwischen leider unmöglich. Der Rücken!

Der Entertainer Riccardo Simonetti machte vergangene Woche ein Gerichtsurteil öffentlich: Er hatte sich gegen wüste Beleidigungen im Netz gewehrt und Recht bekommen.
Sein Instagram-Posting zu diesem Thema rundete dann auch meine positive Promiwoche ab, denn ich habe mich sehr darüber gefreut. Simonetti schrieb, er teile seine gerichtlichen Auseinandersetzungen sonst nicht mit der Öffentlichkeit, aber dieses Urteil sei besonders wichtig und richtungsweisend: „Weil das nun ein Präzedenzfall geworden ist, bei dem offiziell auch das Wort ,Transe‘ als Persönlichkeitsverletzung vor Gericht anerkannt wurde“, so Simonetti. Das Urteil gebe damit „queeren Personen und insbesondere Trans*-Menschen schlichtweg die Möglichkeit, im Falle einer transphoben Persönlichkeitsverletzung zu wissen, dass das Gericht diese als solche anerkennt“. Ein wichtiges Signal gegen sämtliche Online-Hassfrettchen!
Was macht eigentlich Helene Fischer?
Ich gehe schwer davon aus, dass sie schon mal ihre Hank-Williams-Platten poliert, um sie am morgigen Sonntag zu Ehren seines 100. Geburtstags ohne Pause durchrotieren zu lassen. Alles Gute, Hank!
Die Fragen stellte Christian Seidl.


