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Um eine Unterkunft in Berlin zu finden, wird jedes Mittel genutzt: Websites, Facebook-Gruppen, Mund-zu-Mund-Propaganda unter Freunden, Anzeigen an schwarzen Brettern in Supermärkten oder Fitnessstudios. Auf der Straße, an Laternenpfählen, an Stromkästen – überall findet man Anzeigen mit dem Titel „Wohnung im Kiez gesucht“.
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Auf den Anzeigen zu sehen ist meist: Eine kurze Vorstellung des potenziellen Mieters, ein Foto oder für die Schüchternen eine Zeichnung, gefolgt von der Beschreibung der gewünschten Wohnung und dem verfügbaren Monatsbudget. Schließlich die abreißbaren Telefonnummern.
In Berlin beträgt der durchschnittliche Mietpreis knapp über 17 Euro pro Quadratmeter, 2019 waren es noch 13 Euro. Teurer ist es nur in München.

In letzter Zeit häufen sich in Berlin Anzeigen, über denen das Wort BELOHNUNG prangt, gefolgt von einem Betrag, oft beginnend bei ca. 1000 Euro, bis zu Spitzenwerten von ca. 5000 Euro. Auf der Plattform Reddit wurde kürzlich gar von einer Anzeige berichtet, in der jemand 10.000 Euro für eine Wohnung mit 60 bis 150 Quadratmetern in Kreuzberg bot.
Eine Familie, mit der ich selbst in Kontakt stand, versprach nach zwei Jahren erfolgloser Suche eine Belohnung in Höhe von 2000 Euro für eine 90-Quadratmeter-Wohnung in Schöneberg mit einer maximalen Miethöhe von 2200 Euro. Die Suche nach einer neuen Unterkunft ist für Familien besonders schwierig. Da muss die Nähe zur Kita oder Schule der Kinder berücksichtigt werden und die Zimmer müssen passend geschnitten sein.

Einerseits regt sich in der Stadt Widerstand. Am 1. Juni organisierte das „Bündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn“ eine Demonstration gegen hohe Mieten und forderte unter anderem einen bundesweiten Mietendeckel. Der Demo-Slogan lautete schlicht: „Die Miete ist zu hoch“.
Andererseits zeigt der neue Trend, bereits in den Anzeigen eine Belohnung zu versprechen: Nicht nur die Miete ist zu teuer. In Zukunft könnte für die weniger Reichen schon die Suche nach einer Wohnung unbezahlbar sein.
