Karl Lauterbach hat gerade verkündet, dass die Corona-Pandemie nun auch offiziell beendet ist. Man habe sie „erfolgreich bewältigt und auch mit einer guten Bilanz“, wenn man auch einige Dinge heute anders machen würde. So schnell gehen Politiker heute zur Tagesordnung über. Dabei gibt es durchaus Redebedarf.
Man hört Politikersätze wie: Wir werden einander viel verzeihen müssen. Die Schließung von Schulen und Kindergärten war falsch. Aus heutiger Sicht würde niemand mehr für eine Impfpflicht plädieren, und so weiter. Aber warum das so ist, wird nicht offen diskutiert. Von den Wissenschaftlern und laut agierenden Politikern, die in der Corona-Zeit in jeder Talkshow saßen, hört und sieht man fast niemanden mehr.
Wie aber will man es „das nächste Mal“ besser machen, wenn man jetzt nichts ernsthaft analysiert? Zumal die Auseinandersetzung ja ohnehin stattfindet, in gesellschaftlichen Gruppen und den sozialen Medien. Dabei wird mitunter die Bedrohung durch die Pandemie ganz negiert. Allein die Schäden durch Lockdown und Impfungen stehen im Mittelpunkt. Man muss aber die Pandemie als Ganzheit sehen.
Man hat nicht systematisch nach robusten Daten gesucht
Die wirklichen Relationen lassen sich nur in offener Debatte herstellen. Und zwar auf wissenschaftlicher Basis. Das erste Prinzip dabei heißt, dass man möglichst immer auf der Grundlage gesicherten Wissens diskutieren und handeln muss. Man spricht von Evidenz. Das zweite Prinzip lautet, dass man immer Nutzen und Risiken abwägen muss. Nur so findet man einen angemessenen Weg.
Beides wurde in der Pandemie oft vernachlässigt. Die Verantwortlichen haben immer wieder mit dem Holzhammer draufgehauen, statt wirklich zu analysieren, welche wirtschaftlichen, sozialen, medizinischen, psychologischen Risiken ein Lockdown der ganzen Gesellschaft mit sich bringen könnte – im Vergleich zum erwarteten Nutzen.
Wir wussten ja am Anfang noch nicht viel, sagen heute viele. Zum Teil stimmt das. Manches Wissen gewann man erst nach und nach: zum Beispiel über Symptome, Veränderungen, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten von Covid-19. In vielen Fragen aber wurde gar nicht systematisch nach robusten Daten gesucht, um einen Weg aus der Krise zu finden.
So fehlte von Anfang an eine repräsentative Kohorte. Damit ist eine große Bevölkerungsstudie nach dem Vorbild der Nako-Gesundheitsstudie mit Hunderttausenden Menschen gemeint, in der man hätte herausfinden können: Auf welche Art verbreitet sich das Virus? Wo sitzen die „Pandemietreiber“? Wie viele Menschen erkranken schwer oder sterben gar? Wie schwer sind Kinder und Jugendliche betroffen? Wie groß ist das Ausmaß von Long Covid? Wie verbreitet sind Impfnebenwirkungen?
Die Meinung vieler Wissenschaftler wurde einfach ignoriert
Die Politik ließ sich nur von einem kleineren Kreis von Forschern beraten. Um Nutzen und Risiken von Maßnahmen abzuschätzen, braucht es aber eine breite Beratung. Zum Beispiel von Fachleuten für Risikokommunikation, um panische Reaktionen zu verhindern, statt sie zu schüren und Menschen zugleich zu gängeln. Oder von Ökonomen, Soziologen und Psychologen, um die Folgen eines Stilllegens der gesamten Gesellschaft samt Kitas und Schulen abschätzen zu können. Oder von Pflegewissenschaftlern, um schwere Folgen in Alten- und Pflegeheimen zu verhindern.
Statt sie bewusst zurate zu ziehen, hat man auf viele Forscher nicht oder erst spät gehört. Ein Beispiel sind die Aerosolforscher, die von Anfang an warnten, dass die Sperrung von Spielplätzen, reine Abstandsregeln und Desinfektion nichts brächten. Die Gefahr liege in ungelüfteten Innenräumen.
Es stimmt: Insgesamt ist Deutschland recht gut durch die Pandemie gekommen, weil es ein gutes Gesundheitssystem hat. Bilder wie aus Italien, Indien oder den USA blieben uns erspart. Aber es gab auch viele Schäden, die hätten vermieden werden können, wenn man die Maßnahmen immer wieder neu justiert hätte, nach umfassender Beratung, zum Beispiel in einer Taskforce.
Es braucht eine offensive Aufklärung über Ungereimtheiten bei Impfungen
Für eine gründliche Analyse bräuchte es heute große, interdisziplinäre Foren: etwa ein Forum Lockdown oder ein Forum Impfung. In Letzterem müssten sich zum Beispiel Impfstoffentwickler, Impfforscher, Mediziner und Juristen über Fragen austauschen wie: Was haben die Impfungen in der Pandemie wirklich gebracht? Wie sieht das Verhältnis zwischen Nutzen und Schäden aus?





