Polen

Nazi-Hauptquartier Wolfsschanze: Forscher entdecken Skelette mit „erschütternder Eigenheit“

Ein unerwarteter Fund im ehemaligen Haus von Reichsmarschall Hermann Göring im Nazi-Hauptquartier Wolfsschanze stellt Wissenschaftler vor ein Rätsel.

Das ehemalige Haus von Hermann Göring. Noch immer zieht es Forschende an.
Das ehemalige Haus von Hermann Göring. Noch immer zieht es Forschende an.Panthermedia

Im früheren Haus des nationalsozialistischen Politikers Hermann Göring haben Forscher einen schaurigen Fund gemacht. Wie aus einem Bericht des Magazins Spiegel hervorgeht, entdeckten die deutschen und polnischen Wissenschaftler auf dem Gelände der sogenannten Wolfsschanze im Nordosten Polens unerwartet die Skelette von fünf Menschen – darunter auch ein Neugeborenes. Doch noch ein weiteres Detail erschütterte die Forscher.

Die Forschungsarbeiten, die in Kooperation mit der „Fundacja Latebra“ stattfanden, förderten bisher vorrangig Alltagsgegenstände wie Geschirr und Werkzeuge zutage. Den aktuellen Fund machten die Wissenschaftler kürzlich unter einem Holzfußboden. Zehn Zentimeter unter der Erde stießen sie dort auf die ersten Knochen, bei denen es sich offenbar um Überreste eines menschlichen Schädels handelte. Kurz darauf fanden sie die Knochen von vier weiteren Personen. Die Überreste stammten demnach von drei Erwachsenen, dem Neugeborenen und einem weiteren Kind etwa im Alter von sieben bis zehn Jahren. 

Skelettfund in der Nazi-Wolfsschanze: Viele Fragen offen

„Man könnte die Sache jetzt auf sich beruhen lassen, aber das tun wir nicht“, sagt Oktavian Bartoszewski, Herausgeber des Magazins „Relikte der Geschichte“, der auf dem YouTube-Kanal des Magazins von dem Fund berichtete. Denn: Die Entdeckung warf weitere Fragen auf. Zum einen wurden offenbar keine Überreste von Stoff bei den Skeletten gefunden, sodass sie möglicherweise nackt gewesen waren. Und es gebe noch eine weitere „erschütternde Eigenheit der Skelette“: Keines von ihnen hatte Fuß- oder Handknochen. 

Bartoszewski hält es für möglich, dass die Leichen erst, nachdem das Haus gebaut wurde, an der Stelle verscharrt worden seien. Auch sei denkbar, dass Göring selbst, der Oberbefehlshaber der Luftwaffe und Leiter des NS-Reichswirtschaftsministeriums war, von den Toten zumindest gewusst hatte. Die Staatsanwaltschaft hat nun die Ermittlungen aufgenommen.

Die Wolfsschanze, einst Hauptquartier der Nazis in der Region, zieht jährlich über 200.000 Besucher an. Auch Adolf Hitler hielt sich dort längere Zeit auf. Sie war Schauplatz des berühmten Attentats vom 20. Juli 1944 durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

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