Musik

„Widerliche Aussage“: Medienanwalt fordert ESC-Ausschluss von Österreich

Der österreichische ESC-Sieger JJ spricht sich gegen Israels Teilnahme am Song Contest aus – nun reagiert der bekannte Medienanwalt Ralf Höcker mit scharfer Kritik.

JJ holte mit „Wasted Love“ den ESC-Sieg 2025 für Österreich.
JJ holte mit „Wasted Love“ den ESC-Sieg 2025 für Österreich.Mandoga Media/Imago

Die Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest (ESC) war bereits im Vorfeld von Kontroversen begleitet. Nun meldet sich der österreichische Sänger Johannes Pietsch, bekannt als „JJ“ und Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs, zu Wort: Er spricht sich für einen Ausschluss Israels aus dem kommenden ESC aus.

„Ich wünsche mir, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfindet – ohne Israel“, sagte JJ der spanischen Zeitung El País. Die Entscheidung darüber liege zwar bei der European Broadcasting Union (EBU), dem Zusammenschluss europäischer Rundfunkanstalten – Künstler könnten nur ihre Meinung äußern, so der Sänger weiter.

JJ zeigte sich enttäuscht über die fortbestehende Teilnahme Israels. Mit seinem Lied „Wasted Love“ hatte der ausgebildete Opernsänger 463 Punkte erzielt und damit den ESC gewonnen – vor der israelischen Künstlerin Yuval Raphael, deren Song „A New Day Will Rise“ besonders im Publikumsvoting gut abschnitt.

Schon vor dem ESC sorgte Israels Teilnahme für Kontroversen

Bereits im Vorfeld des Finales hatte Israels Teilnahme für heftige Diskussionen gesorgt. In einem offenen Brief forderten rund 70 ehemalige ESC-Teilnehmer den Ausschluss des Landes. EBU-Direktor Martin Green reagierte auf die Forderungen mit Verständnis, betonte jedoch die Neutralität und integrative Mission des Wettbewerbs: „Wir verstehen die Sorgen und tief verwurzelten Ansichten rund um den aktuellen Konflikt im Nahen Osten. Unsere Aufgabe ist es jedoch, sicherzustellen, dass der ESC ein universelles Ereignis bleibt, das durch Musik Verbindung, Vielfalt und Inklusion fördert.“

In den sozialen Medien ist die Debatte gespalten. Während einige JJ unterstützen, äußern andere scharfe Kritik. So schrieb etwa der Kölner Rechtsanwalt Ralf Höcker auf der Plattform X: „Ich wünsche mir, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Tel Aviv stattfindet – ohne den nachträglich zu disqualifizierenden Antisemiten JJ.“ Gegenüber der Berliner Zeitung ergänzte Höcker: „ESC-Teilnehmer dürfen den Wettbewerb laut Statuten nicht als Plattform für politische Propaganda missbrauchen – schon gar nicht für derart widerliche. JJ gehört nachträglich disqualifiziert. Von den Zuschauern hatte ohnehin Israel die meisten Stimmen bekommen.“

Tatsächlich erhielt Yuval Raphael im Publikumsvoting 297 Punkte – mehr als jeder andere Beitrag. Die Jury jedoch bewertete ihren Song lediglich mit 60 Punkten. JJ hingegen konnte die Jury mit 258 Punkten überzeugen und sicherte sich mit insgesamt 463 Punkten den Gesamtsieg, obwohl er im Publikumsvoting nur 178 Punkte erhielt.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Der ESC ist nicht frei von politischen Entscheidungen. Am 25. Februar 2022 beschloss die EBU, Russland nach dem Angriff auf die Ukraine vom ESC 2022 in Turin auszuschließen. Auch russische Rundfunkanstalten wie RTR, Channel One Russia und Radio House Ostankino wurden suspendiert, nachdem sie ihren Austritt aus der EBU angekündigt hatten. Seitdem nimmt Russland nicht mehr am ESC teil.

Dieser Ausschluss erfolgte nicht nur aufgrund der russischen Invasion, sondern auch unter dem Druck mehrerer Mitgliedsländer wie der Ukraine, Finnland, Schweden und Norwegen, die andernfalls mit einem Boykott des Wettbewerbs gedroht hatten.