Weihnachten – das Fest der Liebe und Besinnlichkeit? Für viele Europäer fühlt sich die Vorweihnachtszeit eher nach Hektik und Überforderung an. Das zeigte schon eine Studie des Soziologen Michael Mutz von der Universität Göttingen, die im Journal Applied Research in Quality of Life erschien. Demnach waren die Befragten rund um Weihnachten deutlich unzufriedener und emotional belasteter als im Rest des Jahres.
Dieser Befund aus dem Jahr 2015 hat auch 2025 nicht an Aktualität verloren: Laut einer Reuters-Meldung trübt bislang die schwache Verbraucherstimmung in Deutschland das Weihnachtsgeschäft. Viele Haushalte sparten aus Unsicherheit. EU-Umfragen bestätigen die weitverbreiteten Geldsorgen: Fast jeder Dritte berichtete 2024, nur noch schwer über die Runden zu kommen. Preissteigerungen im Advent lösten bei fast 90 Prozent der Befragten Stress aus.
Die guten Nachrichten
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Wer den Erwartungsdruck herunterschraubt und bewusst gegensteuert, kann die Feiertage entspannter erleben. Gerade für Gläubige wirkt Weihnachten offenbar als Puffer gegen Stress: Laut der Göttinger Studie fühlten sich Christen, besonders stark Religiöse, zufriedener und positiver als andere. Dieser Effekt wurde durch aktuelle Daten aus 22 Ländern bestätigt: Spiritualität mildert demnach die negativen Folgen von Einsamkeit auf die Gesundheit ab.
Behörden wie der britische Gesundheitsdienst NHS und Hilfsorganisationen geben konkrete Tipps zum Stressabbau: Aufgaben verteilen, Pausen einplanen, Erwartungen anpassen. Auch in sozialen Medien tauschen sich Nutzer über Entlastungsstrategien aus, von Ehrenamt bis hin zu bewusst kleinen Ritualen.
Nicht mehr psychiatrische Probleme
Entgegen gängigen Mythen führt der subjektive Weihnachtsstress nicht zwangsläufig zu einem Anstieg schwerer psychischer Krisen. Im Gegenteil: Internationale Studien und Klinikdaten zeigen, dass psychiatrische Notaufnahmen und Klinikeinweisungen über die Feiertage eher zurückgehen. Für die Suizidrate ergab eine Analyse von 1,7 Millionen Fällen aus fünf Jahrzehnten keinen Anstieg zu Weihnachten – die höchsten Risiken lagen an Neujahr und Montagen.
Zwar gibt es Hinweise auf akute Belastungsspitzen, etwa ein erhöhtes Herzinfarktrisiko an Heiligabend. Doch insgesamt scheinen soziale Bindungen und Hilfsangebote die Auswirkungen des Weihnachtsstresses auf die psychische Gesundheit abzufedern. Warum die Versorgungslast nicht mit dem subjektiven Stressempfinden steigt, ist aber noch nicht abschließend geklärt.

