Frankreich

Schwere Krawalle: Frankreich mobilisiert 40.000 Polizisten

Frankreich kommt nach dem Tod eines Jugendlichen durch die Polizei nicht zur Ruhe. Es kam zu schweren Krawallen, die auf das gesamte Land übergreifen.

Autos brennen während Ausschreitungen in Nanterre, außerhalb von Paris. 
Autos brennen während Ausschreitungen in Nanterre, außerhalb von Paris. Christophe Ena/AP

Nach einem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen 17-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle bei Paris ist es in der Nacht zum Donnerstag in der Hauptstadt und weiteren französischen Städten erneut zu heftigen Krawallen gekommen, die sich mittlerweile im ganzen Land ausbreiten.

Vielerorts brennen Gebäude, Fahrzeuge und Barrikaden. Selbst eine Pariser Straßenbahn wurde in Brand gesetzt. Wegen der gewaltsamen Proteste mobilisieren die Behörden nun landesweit 40.000 Beamte. 5000 von ihnen würden in Paris und Umgebung eingesetzt werden, sagte Innenminister Gérald Darmanin am Donnerstag. Damit werde die Zahl der am Donnerstagabend eingesetzten Kräfte im Vergleich zur Nacht von Mittwoch auf Donnerstag vervierfacht. Nach Angaben Darmanins gab es bislang 150 Festnahmen.

Großraum Paris: Grundschule geht in Flammen auf

Die Polizei setzte auch Drohnen ein. Im Großraum Paris gab es in der Nacht mindestens 77 Festnahmen, eine Grundschule ging in Flammen auf. Auch die Haftanstalt in Fresnes bei Paris wurde mit Feuerwerkskörpern angegriffen. Die Pariser Feuerwehr rief die Bevölkerung auf, den Notruf angesichts der Lage nur in dringenden Fällen zu nutzen.

Im südfranzösischen Nizza wurden zwei Polizeiwachen und Streifenwagen mit explodierenden Feuerwerkskörpern angegriffen. Randalierer errichteten Barrikaden und legten Feuer. In Mons-en-Baroeul bei Lille in Nordfrankreich verwüsteten Vermummte ein Bürgermeisteramt, im nahen Roubaix wurde eine Polizeiwache angegriffen.

Macron: Tod des Jugendlichen „nicht zu erklären und nicht zu entschuldigen“

Die Proteste hatten sich am Tod des 17-jährigen Nahel M. entzündet. Der Jugendliche war am Dienstag auf dem Fahrersitz eines Autos bei einer Verkehrskontrolle in der Pariser Vorstadt Nanterre erschossen worden.

Zunächst hatten die beiden an der Kontrolle beteiligten Polizisten laut dem Sender France Info ausgesagt, der Jugendliche habe sie überfahren wollen. Erst als sich von dem Sender verifizierte Videobilder des Vorfalls in den Sozialen Netzwerken verbreiteten, rückten sie von dieser Darstellung und der angeblichen Tötungsabsicht des Jugendlichen ab.

Das Video zeigt, wie der Beamte seine Waffe bei der Kontrolle auf Höhe der Fahrertür in das stehende Auto richtete. Die Situation scheint unter Kontrolle, hektische Bewegungen sind nicht zu erkennen. Als der 17-Jährige plötzlich losfährt, feuert der Beamte aus nächster Nähe auf den Jugendlichen und trifft ihn tödlich in die Brust. Das Auto fuhr dann noch einige Meter weiter und rammte eine Straßenabsperrung.

Präsident Emmanuel Macron reagierte mit Mitgefühl und klaren Worten auf den Tod des 17-Jährigen. „Wir haben einen Jugendlichen, der getötet wurde, das ist nicht zu erklären und nicht zu entschuldigen.“