Berlin

Verdacht der Befangenheit bei Schlesinger-Prozess: Richterin war ihre Nachbarin

Im RBB-Prozess steht eine Richterin wegen früherer Nachbarschaft zu Patricia Schlesinger im Fokus. Das Gericht muss nun über mögliche Befangenheit entscheiden.

Patricia Schlesinger, damals RBB-Intendantin, bei einem Interview
Patricia Schlesinger, damals RBB-Intendantin, bei einem Interviewdpa/Britta Pedersen

Im Berufungsverfahren zwischen dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) und seiner früheren Intendantin Patricia Schlesinger steht nun auch die Frage nach einer möglichen Befangenheit im Raum. Wie Schlesingers Anwalt gegenüber der dpa bestätigte, hat die Vorsitzende Richterin von sich aus darauf hingewiesen, früher Nachbarin Schlesingers gewesen zu sein und persönlichen Kontakt zu ihr gehabt zu haben. Zuerst hatte die Bild am Sonntag über den Fall berichtet.

Die Richterin forderte beide Seiten auf, dazu Stellung zu beziehen. Während Schlesingers Anwalt Thomas Wahlig erklärte, er sehe keinerlei Hinweise auf eine Befangenheit, äußerte sich der RBB nicht zu dem Vorgang. Auch die Anwälte des Senders gaben zunächst keine Einschätzung ab.

Entscheidung liegt beim Gericht

Laut Wahlig wird nun das Kammergericht selbst entscheiden, ob die Richterin befangen ist – wie in solchen Fällen üblich, ohne deren eigene Mitwirkung. „Aus meiner Sicht haben sich alle Beteiligten absolut korrekt verhalten“, sagte der Anwalt.

Der Rechtsstreit zwischen Schlesinger und dem RBB zieht sich seit Monaten hin. Beide Seiten erheben gegenseitig Ansprüche in Millionenhöhe. Nachdem ein Vergleich gescheitert war, hatte das Landgericht Berlin im Juli ein Urteil gefällt, das teils zugunsten Schlesingers, teils zugunsten des Senders ausfiel. Da beide Parteien in Berufung gingen, muss das Kammergericht nun erneut über sämtliche Punkte entscheiden.

Auslöser des Skandals war der Sommer 2022, als Vorwürfe von Vetternwirtschaft, Verschwendung und Luxusausgaben bei Schlesinger bekannt wurden. Es ging um teure Dienstwagen, repräsentative Essen, Ausgaben für Reisen, Zulagen für Führungskräfte und ein Millionenprojekt für die Redaktion – Anschuldigungen, die den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk ins Wanken brachten.