USA

Anhörung vor US-Senat: Vorsitzender zweifelt an Kennedys Tauglichkeit als Gesundheitsminister

An Tag zwei der Anhörung knöpfte sich der Gesundheitsausschuss Donald Trumps Wunschkandidat Robert F. Kennedy Jr. vor. Seine frühere Impfskepsis könnte ihm zum Verhängnis werden.

Robert F. Kennedy Jr., Präsident Trumps Kandidat für den Posten des Gesundheitsministers, sagt vor dem Gesundheitsausschuss des US-Senats aus.
Robert F. Kennedy Jr., Präsident Trumps Kandidat für den Posten des Gesundheitsministers, sagt vor dem Gesundheitsausschuss des US-Senats aus.Rod Lamkey/AP

Donald Trumps Wundkandidat für den Posten des Gesundheitsministers offenbarte auch bei seiner zweiten Anhörung vor US-Senatoren Wissenslücken über das Gesundheitssystem. Robert F. Kennedy Jr. hatte übereinstimmenden US-Medien zufolge am Donnerstag Mühe, Fragen über die Strukturen des Ministeriums für Gesundheitspflege und Soziale Dienste (Medicare) zu beantworten. 

Der ehemalige Umweltanwalt sah sich wegen seiner früheren Behauptungen über Impfungen anhaltendem Druck von Demokraten und dem republikanischen Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses des US-Senats ausgesetzt.

Demokratische Senatorin korrigiert Kennedy

Bei der Anhörung, die diesmal vor dem Senatsausschuss für Gesundheit, Bildung, Arbeit und Renten stattfand, sagte Kennedy, dass Medicare Teil A „hauptsächlich für die Grundversorgung oder Ärzte“ sei. Die demokratische Senatorin Maggie Hassan korrigierte ihn und sagte, dass Teil A die stationäre Krankenhausversorgung abdecke. CNN zitierte Hassan, die Kennedy entgegnete: „Sie wollen, dass wir bestätigen, dass Sie für Medicare verantwortlich sind, aber es scheint, dass Sie die Grundlagen dieses Programms nicht kennen“.

Kennedy hatte auch während seiner ersten Anhörung am Mittwoch mehrere Fehler bei der Beschreibung von Medicare und Medicaid gemacht. Kennedy sagte, Medicare sei ein „gebührenpflichtiges“ Programm, was bedeutet, dass die Bundesregierung die Leistungserbringer für die Betreuung der Versicherten bezahlt und das Programm durch die Steuern der Arbeitgeber finanziert wird. Allerdings sind etwas mehr als die Hälfte der Medicare-Versicherten – darunter auch Kennedy selbst, wie er später in der Anhörung anmerkte – in sogenannten Medicare Advantage-Plänen privater Versicherer integriert, die vom Staat für die Betreuung der Leistungsempfänger bezahlt werden.

Kennedy weigert sich zu sagen, dass Impfstoffe keinen Autismus verursachen

Senator Bill Cassidy, der ranghöchste Republikaner im Senatsausschuss für Gesundheit, Bildung, Arbeit und Rente, eröffnete die Anhörung mit einem Bericht über seine Erfahrungen als praktizierender Arzt. Er erzählte von der Behandlung einer jungen Frau, die um ihr Leben kämpfte, nachdem sie sich mit Hepatitis B infiziert hatte, weil sie nicht geimpft gewesen sei. Der Washington Post zufolge sagte Cassidy, es sei der schlimmste Tag seiner medizinischen Karriere gewesen. Er habe demnach jahrelang versucht, zu verhindern, dass Kinder an Krankheiten sterben, die durch Impfungen vermeidbar gewesen wären.

Cassidy befürchtet nun, Kennedy könnte diese Bemühungen zunichtemachen. Er beendete die dreistündige Anhörung, indem er Kennedy aufforderte, zu verkünden, dass es keinen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus gibt. Kennedy weigerte sich US-Medien zufolge aber, das zu tun.

Cassidy schloss die Anhörung mit der Aussage ab, dass er aufgrund von Kennedys Positionen zu Impfstoffen „Schwierigkeiten“ mit der Nominierung habe. Cassidy gilt als Schlüsselfigur bei der Entscheidung, ob Kennedys Nominierung erfolgreich sein wird.

Kennedy will kein Impfgegner sein

Wie am Vortags bestritt Kennedy, grundsätzlich gegen Impfungen zu sein. Laut der Washington Post sagte er, er sei offen für die Überprüfung weiterer Daten, um sich über die Vorteile von Impfungen zu informieren. Er versprach zudem, das Vertrauen in Impfungen nicht zu untergraben. „Ich werde das Vertrauen wiederherstellen, und das wird die Impfbereitschaft wiederherstellen“, sagte Kennedy als Antwort auf eine Frage zu sinkenden Impfraten bei Kindern.

In seinen Aussagen versuchte Kennedy, den Fokus immer wieder auf seine Agenda „Make America Healthy Again“ zu richten, die verspricht, die Ursachen von Kinderkrankheiten anzugehen, den Einfluss der Pharma- und Lebensmittelindustrie auf die Regulierung zu verringern und öffentliche Gesundheitsprobleme wie Fettleibigkeit anzugehen. „Wir werden die Epidemie chronischer Krankheiten umkehren und die Nation wieder auf den Weg der Gesundheit bringen“, sagte Kennedy. Die Republikaner im Gremium lobten ihn dafür als mutigen Wahrheitsverkünder.