Den Süden und Osten Deutschlands erwartet ein Wochenende mit erheblichem Dauerregen und Sorge vor Überflutungen. In Teilen von Baden-Württemberg und Bayern fielen bereits innerhalb von 24 Stunden mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter, wie die örtlichen Umweltlandesämter am Samstag mitteilten. Betroffen war demnach vor allem die Bodensee-Region.
Nach den Landkreisen Günzburg und Augsburg gilt zudem nun auch im Landkreis Aichach-Friedberg der Katastrophenfall. Örtliche Überflutungen im Landkreis hätten über Nacht stark zugenommen, teilte das Landratsamt am Samstag mit. Um die Hilfeleistungen bestmöglich koordinieren und bewältigen zu können, habe Landrat Klaus Metzger (CSU) den Katastrophenfall ausgerufen.
Jahrhunderthochwasser erreicht erste Orte
Der extreme Dauerregen hat in Schwaben an mehreren Pegeln ein Hochwasser mit Überschreitungen der Meldestufe 4 verursacht. Teilweise wurden Werte eines Jahrhunderthochwassers erreicht. Davon betroffen seien die Pegel Nattenhausen/Günz und Dasing/Paar. Ein hundertjährliches Hochwasser (HQ100) ist eine rechnerische Größe und bezeichnet ein Hochwasser, das im statistischen Mittel einmal in hundert Jahren erreicht oder überschritten wird.
Aufgrund der Niederschläge entwickelten sich schon in der Nacht zum Samstag im östlichen Teil von Baden-Württemberg bereits einzelne große Hochwasser, wie das Landesamt für Umwelt am Samstag mitteilte. Durch die noch zu erwartenden Niederschläge seien insbesondere im Raum Oberschwaben und an östlichen Neckarzuflüssen 50- bis 100-jährliche Hochwasser möglich. Auch in den Donau- und Bodenseezuflüssen könne es bis Samstagmittag zu extremen Überflutungen kommen.
DWD warnt vor Unwetter in mehreren Bundesländern
Wegen akuter Hochwassergefahr wird rund 1300 Menschen in Meckenbeuren im Bodenseekreis geraten, ihr Zuhause zu verlassen. Es handele sich um keine Evakuierung, sondern um eine Empfehlung, sagte eine Sprecherin der Gemeinde in Baden-Württemberg am Freitagabend.
Wegen der sich zuspitzenden Hochwasserlage sind auch im schwäbischen Landkreis Unterallgäu rund 150 Menschen aufgerufen, freiwillig ihre Häuser zu verlassen. Allein in der Ortschaft Babenhausen seien rund 100 Menschen betroffen, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes am Samstag. Weitere 50 Anwohner sollen im Ortsteil Zell in Bad Grönenbach sowie in Dirlewang ihrer Häuser verlassen. Die Menschen sollten teils mit Booten geholt werden.
Sachsen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg treffen die Unwetter am härtesten. Für diese Bundesländer hat der DWD Unwetterwarnungen herausgegeben, manche gelten bis in den späten Sonntagabend hinein.
Unwetter in Deutschland: Hochwasserwarnungen, erster Erdrutsch
Entsprechend bat der sächsische Umweltminister Wolfram Günther Bürgerinnen und Bürger darum, die Unwetter- und Hochwasserwarnungen für Sachsen ernst zu nehmen. „Ich schaue mit allergrößter Sorge auf die Wetterprognosen“, sagte der Grünen-Politiker.
In Günthers Bundesland Sachsen gibt es wegen erwarteter unwetterartiger Niederschläge Hochwasserwarnungen für die Obere Weiße Elster, die Mulden und die Nebenflüsse Obere Elbe. Auch in Hessen ist die Lage mit Blick auf mögliche Hochwasser angespannt: Durch Niederschläge in den vergangenen Tagen ist durch weiteren Starkregen am Wochenende an den hessischen Abschnitten von Werra, Rhein und Neckar mit der Überschreitung von Meldestufen zu rechnen.
Vor allem in der Südosthälfte werden ab Fr große Regenmengen erwartet. Wie die unterschiedlichen Modelle die Lage berechnen ist der Grafik zu entnehmen. Dort wird auch deutlich, dass die Schwerpunkte noch etwas differieren. Sie liegen aber alle irgendwo im Süden oder Südosten./V pic.twitter.com/s7hxKCW021
— DWD (@DWD_presse) May 29, 2024
Unwetter: Auch Berlin und Brandenburg von Ausläufern betroffen
Die Ausläufer der Unwetter, die über den Südosten Deutschlands von Bayern bis Sachsen ziehen, treffen am Wochenende auch Berlin und Brandenburg. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Samstag mitteilte, gibt es am Samstagmittag im Süden Brandenburgs vereinzelt kräftige Schauer und Gewitter. Dazu kommen stellenweise Starkregen mit bis zu 40 Litern Wasser pro Quadratmeter in kurzer Zeit, kleinkörnigem Hagel und Windböen mit bis zu 80 Kilometern pro Stunde.
Am Samstag könnte dann auch Berlin von Unwettern betroffen sein. Der DWD rechnet ab dem Nachmittag mit kräftigen Gewittern im Süden Brandenburgs und im Berliner Raum. Gegen Abend soll die Gewitteraktivität dann abnehmen. Erst am Sonntag drohen dann wieder neue Unwetter in der Region.
Große Gefahr in Unterführungen, weitere Erdrutsche möglich
Auch die Feuerwehren warnen vor Gefahren. „Überflutete Straßen und Wege bergen Risiken – egal, ob man mit dem Auto, zu Fuß oder mit dem Zweirad unterwegs ist“, sagte der Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hermann Schreck, am Freitag in Berlin. „Immer wieder werden die Feuerwehren etwa zu Unterführungen alarmiert, in denen Fahrzeuge steckengeblieben sind.“ Oft sei das Wasser höher als gedacht. In Baden-Württemberg wurde am Samstagmorgen bereits eine Straße nach einem Erdrutsch gesperrt. Experten hatten zuvor vor Erdrutschen gewarnt.
Der Feuerwehrverband riet, die Wetterentwicklung regelmäßig zu verfolgen. Sollte es doch zu Überflutungen kommen: „Haben Sie Verständnis dafür, dass Einsatzstellen bei hohem Einsatzaufkommen priorisiert angefahren werden.“ Bundesweit stehen dem Verband zufolge mehr als eine Million Einsatzkräfte der Feuerwehren bereit.
Vielerorts wurden Einsatzstäbe gebildet, Flussmeistereien in Bereitschaft gesetzt und weitere Vorsorge getroffen. In Thüringen werde an Talsperren zusätzlicher Stauraum geschaffen, um die Wassermassen aufnehmen zu können, hieß es vom Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz. Einige für das Wochenende geplante Veranstaltungen wurden vorsorglich abgesagt, darunter auch der Tag der offenen Tür im Thüringer Landtag am Samstag.
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