Nahostkonflikt

Türkei: Massenprotest vor US-Militärstützpunkt eskaliert (Video)

Tausende Türken protestierten gegen die Politik der USA im Nahostkonflikt. Demonstranten zogen zum US-Militärstützpunkt Incirlik. Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer und Tränengas ein.

Sicherheitskräfte feuern Tränengas auf pro-palästinensische Demonstranten. 
Sicherheitskräfte feuern Tränengas auf pro-palästinensische Demonstranten. AP

Vor dem US-Militärstützpunkt Incirlik in der türkischen Stadt Adana ist es zu heftigen Ausschreitungen gekommen. Türkische Polizisten trieben demnach eine aufgebrachte Menge auseinander, die vor dem Luftwaffenstützpunkt gegen die Politik der USA im Nahostkonflikt protestierte. Videos in den sozialen Medien zeigen, wie Sicherheitskräfte am Sonntagmorgen Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse einsetzten, um etwa 5000 pro-palästinensische Demonstranten und Hamas-Anhänger zurückzudrängen. 

Das US-Militär hatte am Freitag die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, da es Hinweise darauf gab, dass am Wochenende Zehntausende von Menschen vor dem Gelände demonstrieren könnten. Autokonvois mit Türken waren demnach auf dem Weg zum Stützpunkt, um sich auf den Protest vorzubereiten, berichtete die US-Onlineplattform Stars and Stripes.

Zeitgleich zu der Demonstration in Incirlik kam es laut einem AFP-Fotografen vor Ort auch in der türkischen Hauptstadt Ankara zu Protesten mit rund tausend Teilnehmern vor der US-Botschaft. Die Demonstranten fanden vor einem Türkei-Besuch von US-Außenminister Antony Blinken statt. Er wurde am Sonntagabend in Ankara erwartet. Am Montag will er dort seinen türkischen Kollegen Hakan Fidan zu Gesprächen über den Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas treffen.

Der Militärflughafen im Südosten des Landes gehört dem Nato-Mitglied Türkei. Er ist aber auch ein zentrales Drehkreuz für die US-Luftwaffe in der Region.

IHH Stiftung rief zu Protesten gegen die USA auf

Bülent Yildirim, Organisator der Proteste, gilt als gut vernetzter Mann, der enge Verbindungen zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan haben soll. Yildirim leitet zudem die IHH Stiftung für humanitäre Hilfe. Anfang der vergangenen Woche hatte Yildirim dazu aufgerufen, dass sich „Hunderttausende von Menschen“ auf den Weg nach Incirlik machen sollten. Die Demonstrationen, die von Freitag bis Sonntag stattfinden sollten, prangern die Unterstützung der USA für Israel an. 

Die IHH hatte im Jahr 2010 eine Flottille gechartert, um die israelische Seeblockade zu durchbrechen und Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Beim Entern des türkischen Schiffes „Mavi Marmara“ töteten israelische Soldaten damals zehn türkische Aktivisten. Kritiker werfen der IHH vor, der im Gazastreifen herrschenden Hamas nahezustehen. Ihr entsprechender Verein in Deutschland ist aus diesem Grund seit 2010 verboten.

Tausende Türken ziehen mit einem Protestmarsch vor den US-Militärstützpunkt Incirlik. 
Tausende Türken ziehen mit einem Protestmarsch vor den US-Militärstützpunkt Incirlik. Mehmet Sancakzade/AP

Die Hamas hatte vor vier Wochen Israel überfallen und in einer Reihe von Ortschaften und bei einem Musikfestival Gräueltaten vor allem an Zivilisten verübt, darunter an vielen Frauen und Kindern.

Nach israelischen Angaben wurden bei dem Hamas-Angriff rund 1400 Menschen getötet und mehr als 240 weitere Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel erklärte der Hamas, die auch in den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft ist, daraufhin den Krieg und nahm den Gazastreifen unter Dauerbeschuss. Dabei wurden nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, mehr als 9700 Menschen getötet.