Historisches Erdbeben

Tsunami-Alarm im Pazifik: Wellen bis zu 5 Meter hoch, Evakuierungen von Russland bis Hawaii

Nach dem Beben vor Kamtschatka haben bis zu fünf Meter hohe Tsunami Teile Russlands getroffen. Millionen Menschen in Japan, Hawaii und im Pazifikraum wurden zur Evakuierung aufgerufen.

Flutwellen treffen auf die Küste Japans.
Flutwellen treffen auf die Küste Japans.imago

Ein gewaltiges Erdbeben der Stärke 8,8 vor der russischen Halbinsel Kamtschatka hat am Mittwoch weite Teile des Pazifikraums in Alarmbereitschaft versetzt. Tsunami von bis zu fünf Meter Höhe trafen laut russischen Behörden auf die Kurilen-Inseln – ein Ausmaß, das die bisherigen Warnungen noch übertrifft. Infolge des flachen Bebens wurden in zahlreichen Ländern Evakuierungen angeordnet, darunter auch in Hawaii und großen Teilen Japans.

In Russland wurden Gebäude beschädigt und mehrere Menschen verletzt. Auf den Kurilen wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. In der Stadt Sewero-Kurilsk wurden vier große Wellen gemeldet, die Fischerboote ins Meer zurückrissen und die Stromversorgung unterbrachen. Auch aus der Region Kamtschatka wurden Schäden gemeldet, etwa an einem Kindergarten in Petropawlowsk-Kamtschatski.

Japan rief entlang seiner Pazifikküste die Evakuierung für fast zwei Millionen Menschen aus – darunter auch Gebiete, die 2011 von der verheerenden Tsunamikatastrophe betroffen waren. Auch das havarierte Atomkraftwerk Fukushima wurde vorsorglich evakuiert. Eine Sprecherin des Betreibers Tepco erklärte, alle Mitarbeiter seien in Sicherheit – Auffälligkeiten am Reaktor gebe es nicht. In der Präfektur Iwate wurde bereits eine Flutwelle von 1,30 Meter registriert, an anderen Küstenabschnitten lagen die Wellenhöhen bei bis zu 80 Zentimetern. Die Behörden warnen, dass weitere, noch stärkere Wellen folgen könnten. Mindestens eine Frau wurde bei einer Flucht leicht verletzt.

Taifun „Co-May“ erreicht Ostchina – Hunderttausende in Shanghai evakuiert

In der chinesischen Metropole Shanghai sind wegen des herannahenden Taifuns „Co-May“ rund 283.000 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Der Sturm hatte in der Nacht bereits die ostchinesische Provinz Zhejiang getroffen und sollte laut Behörden am Mittwochabend erneut auf Shanghai treffen. Die Wetterbehörden hoben die Unwetterwarnung auf die zweithöchste Stufe Orange an. Erwartet werden heftige Regenfälle und starke Sturmböen.

Erst kürzlich hatte Taifun „Wipha“ in Hongkong zu Flugausfällen geführt. Zwar blieb die Stadt letztlich von größeren Schäden verschont, dennoch riefen die Behörden dort erstmals seit zwei Jahren die höchste Warnstufe aus. Auch in den südchinesischen Provinzen Guangdong und Hainan galten erhöhte Alarmstufen.

Dieses Bild vom Geophysikalischen Dienst der Russischen Akademie der Wissenschaften zeigt das vom Tsunami heimgesuchte Sewero-Kurilsk auf der Insel Paramushir in den nördlichen Kurilen Russlands.
Dieses Bild vom Geophysikalischen Dienst der Russischen Akademie der Wissenschaften zeigt das vom Tsunami heimgesuchte Sewero-Kurilsk auf der Insel Paramushir in den nördlichen Kurilen Russlands.Geophysical Service of the Russia

Tsunami erreicht Hawaii

In Hawaii wurde Wasser in mehreren Häfen um bis zu neun Meter zurückgezogen – ein typisches Warnzeichen. Gouverneur Josh Green rief die Bevölkerung auf, die Küsten zu verlassen. „Selbst eine vermeintlich kleine Welle kann Autos verschieben und Menschen in Gefahr bringen“, sagte Green. Militär und Rettungsteams wurden vorsorglich mobilisiert. Auch auf Pazifikinseln wie Fidschi, Tonga, Samoa oder Mikronesien gelten Evakuierungs- und Sicherheitswarnungen.

In Crescent City, Nordkalifornien, wurden erneut Tsunami-Sirenen ausgelöst. Die Stadt war bereits 1964 von einer tödlichen Welle getroffen worden. Auch Kanada rechnet mit kleineren Wellen vor Vancouver Island.

Beben zählt zu den stärksten Erdstößen dieses Jahrhunderts

Das Beben zählt laut US-Erdbebenwarte USGS zu den stärksten Erdstößen dieses Jahrhunderts und reiht sich ein in eine Serie katastrophaler Beben entlang des „Pazifischen Feuerrings“ – zuletzt in Japan 2011 oder Sumatra 2004.

Die japanische Wetterbehörde warnt, dass Tsunami über viele Stunden oder sogar Tage auftreten können. Evakuierte sollen ihre Schutzräume trotz der intensiven Sommerhitze nicht verlassen. In Tamba (Präfektur Hyogo) wurde am Mittwoch ein Temperaturrekord von 41,2 Grad Celsius gemessen.

Lateinamerika: Evakuierungen in Ecuador, Strömungswarnung in Mexiko

In Mexiko wurden Behörden aller Ebenen aktiviert. Die Marine warnte vor gefährlichen Strömungen an den Pazifikstränden. Ecuador sprach von einer „hohen Wahrscheinlichkeit“ eines Tsunamis und ordnete präventive Evakuierungen an. Auch in Peru wurde eine Tsunamiwarnung herausgegeben.