Zwei Frauen sterben innerhalb weniger Tage in Berlin nach Messerangriffen. Eine dritte Frau kann gerade noch rechtzeitig gerettet werden, während der Täter noch auf ihr sitzt. In allen drei Fällen gelten Ex-Partner als dringend tatverdächtig. Die Taten sorgen für Entsetzen und befeuern weiter die Debatte über die Sicherheit in der Hauptstadt.
Die Berliner Justizsenatorin Felor Badenberg betonte am Samstag, dass die Politik rasch reagieren muss. „Wir müssen endlich etwas gegen diese brutalen Morde von Männern an Frauen tun“, sagte die CDU-Politikerin und sprach von „purem Frauenhass“. „Ich appelliere daher erneut an Justizminister Buschmann: Nehmen sie die Fußfessel in das Gewaltschutzgesetz auf.“
„Gleichzeitig prüfen wir auf Landesebene, ob und wie gesetzliche Änderungen und Präventivmaßnahmen angepasst werden können. Eines steht fest: So kann und darf es nicht weitergehen“, so Badenberg weiter.
Marco Buschmann ist offen für Einsatz von Fußfesseln
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hatte zuletzt in einem Interview gesagt, er sehe in elektronischen Fußfesseln für Täter ein Mittel im Kampf gegen häusliche Gewalt und sei offen, sie einzusetzen. Er lasse derzeit in einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe eine mögliche bundesgesetzliche Regelung prüfen. Die elektronische Fußfessel übermittelt den Aufenthaltsort - nähert sich jemand trotz eines Annäherungs- und Kontaktverbots etwa der Wohnung der Betroffenen, wird die Polizei alarmiert.
Laut einem Lagebild des Bundeskriminalamts gab es im Jahr 2023 mehr als 256.000 Opfer häuslicher Gewalt. Das waren 6,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Opfer von Gewaltdelikten sind vor allem Frauen. 155 Frauen sind 2023 durch den Partner oder Ex-Partner getötet worden, 24 Männer durch die aktuelle oder ehemalige Partnerin.
In Berlin wurden erst am Mittwoch und am Freitag zwei Frauen erstochen. In beiden Fällen stehen Männer in Verdacht, die die Opfer sehr gut kannten. Bei dem ersten Opfer handelt es sich um eine 36-jährige Libanesin, die in Zehlendorf von ihrem Ex-Mann getötet worden sein soll. Er soll der vierfachen Mutter Nurhan B. vor der Haustür in der Hampsteadstraße aufgelauert haben. Die Ermittler nahmen den 50-jährigen Ex-Mann fest und gehen von einem sogenannten „Ehrenmord“ aus.
Bei dem zweiten Fall im Lichtenberger Ortsteil Friedrichsfelde wurde eine 28-jährige Griechin in einem Hausflur von ihrem ehemaligen Lebensgefährten mit einem Messer so schwer verletzt, dass sie starb. Der Verdächtige wurde kurz darauf festgenommen. Er stammt aus der Türkei. Die Frau hinterlässt zwei Kinder, die zur Tatzeit bei ihrem Vater waren.
Die Polizei geht ersten Erkenntnissen zufolge von Femiziden aus. Femizid bedeutet, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden – also weil sie Frauen sind. Als häufigste Form gilt die Tötung von Frauen durch Partner oder Ex-Partner.
Weitere Frau bei Messerangriff in Reinickendorf verletzt
Am Freitag wurde zudem eine 38-jährige Frau in Berlin-Reinickendorf von einem Mann gewürgt und mit einem Küchenmesser angegriffen. Die Polizei konnte Schlimmers verhindern, weil die beiden Kinder des Opfers auf die Straße rannten und Hilfe holten. Alarmierte Polizisten stürmten daraufhin in die Wohnung an der Residenzstraße und zogen den Mann von der Frau herunter. Der 32-jährige Mann und die 38-jährige Frau haben die ghanaische Staatsangehörigkeit. (mit dpa)


