Ausland

Tödliche Badesaison: Ungewöhnlich viele Ertrunkene in Polen – das sind die Gründe

Deutlich mehr Menschen als in Deutschland ertrinken bei Badeunglücken in Polen. Besonders eine Altersgruppe trifft es oft.

Ein Rettungsring am See.
Ein Rettungsring am See.Kerber/dpa

In Polen sind während der diesjährigen Badesaison viel mehr Menschen ertrunken, als üblich. Die Katastrophenschutzzentrale in Warschau verzeichnete mit Stand Sonntag 211 Todesfälle im Wasser seit April. Schon Ende Juli seien es 24 Ertrunkene mehr gewesen als zum gleichen Zeitpunkt im Jahr 2023, sagte die Sprecherin des Polizeipräsidiums in Warschau, Katarzyna Nowak. „Und jeder Fall ist eine Tragödie“, sagte sie der Nachrichtenagentur PAP.

Im Vergleich ertrinken in Polen mehr Menschen als in Deutschland. Im Jahr 2023 gab es im Nachbarland mindestens 450 Ertrunkene, nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG waren es in Deutschland mindestens 378 Tote. Dabei hat Polen mit 38 Millionen Einwohnern nur knapp die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland.

Viele Badetote in Polen: Alkohol, Übermut und Leichtsinn sind Hauptgründe

Natürlich lockt das warme Sommerwetter die Polen und Polinnen an die Ostseeküste, an die vielen Flüsse und Seen ihres Landes. „Hohe Temperaturen und sonniges Wetter sind ideale Bedingungen, die Freizeit am Wasser zu verbringen“, heißt es in einem Aufklärungsvideo der Polizei. „Dennoch gibt es immer noch verantwortungslose Strandbesucher. Alkohol, Übermut und Leichtsinn sind die Hauptfehler, deren Folgen oft tragisch sind.“

Besonders häufig sterben demnach Männer, die über 50 Jahre alt sind. Der Anteil der Generation 50+ an den Toten ist in den vergangenen Jahren gewachsen und machte 2023 jeden zweiten Fall aus. „Wir ertrinken, denn obwohl die Polen heute etwas besser schwimmen können, ist das allgemeine Niveau immer noch niedrig“, analysierte die Zeitschrift Polityka vor längerem. „Die besten Schwimmer sind heute die Kinder.“ Tatsächlich ist der Anteil ertrunkener Kinder und Jugendlicher über die Jahre gesunken, dank des Baus von Schwimmbädern und obligatorischen Schwimmunterrichts.

In jedem vierten tödlichen Unglücksfall im Wasser sind nach Polizeiangaben Alkohol oder Drogen im Spiel. Im langfristigen Vergleich über 25 Jahre hat aber auch in Polen die Zahl der Tode durch Ertrinken abgenommen. Es liegt allerdings beim Risiko unter den europäischen Staaten immer noch im oberen Mittelfeld, Deutschland ist eins der sichersten Länder in Europa. Die DLRG will am kommenden Donnerstag (8. August) in Düsseldorf eine Zwischenbilanz der Badesaison in Deutschland ziehen.

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