Nordkorea hat seine Serie von Raketentests trotz internationaler Proteste weiter fortgesetzt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Donnerstag berichtete, habe Machthaber Kim Jong Un bereits am Mittwoch dem Abschuss zweier Langstrecken-Marschflugkörper beigewohnt. Am Freitag (Ortszeit) meldete das südkoreanische Militär dann nach Angaben der Agentur Yonhap, Nordkorea habe eine Kurzstreckenrakete in Richtung des Ostmeers, das als auch Japanisches Meer bekannt ist, geschossen. Demnach startete die ballistische Rakete in der Nacht in der Nähe der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang.
Nordkorea wirft Südkorea „Provokation“ in Grenznähe vor
Nordkorea warf Südkorea „provozierendes Verhalten“ in der Nähe der gemeinsamen Grenze vorgeworfen. Die nordkoreanische Volksarmee sende eine „strenge Warnung“ an das südkoreanische Militär, meldete KCNA. Seoul schüre mit „rücksichtslosen Aktionen“ „militärische Spannungen“ im Grenzgebiet.
Ein nordkoreanischer Armeesprecher sagte KCNA zufolge, von Seiten der südkoreanischen Armee habe es am Donnerstag „etwa zehn Stunden lang Artilleriefeuer“ gegeben. Als Reaktion auf das „provozierende Verhalten“ habe Pjöngjang „starke militärische Gegenmaßnahmen ergriffen“.
Kim Jong Un spricht von „deutlicher Warnung an Feinde“
Die am Mittwoch abgeschossenen Marschflugkörper seien von der westlichen Provinz Süd-Pyongan in Richtung Gelbes Meer gestartet und hätten nach einer Flugdauer von 10 234 Sekunden ihre 2000 Kilometer entfernten Ziele genau getroffen, hieß es bei KCNA weiter. Machthaber Kim Jong Un sprach demnach von einer „deutlichen Warnung an die Feinde“, ohne diese jedoch konkret zu benennen.
Mit dem Start sollte laut KCNA zudem die „schnelle Reaktionsfähigkeit der nuklearen Kampftruppe“ getestet werden. Ob die am Mittwoch abgefeuerten Flugkörper tatsächlich technisch in der Lage sind, nukleare Sprengköpfe zu führen, wird von Experten infrage gestellt.
Nordkorea führt seit Ende September viele Raketentests durch
Seit Ende September hat das nordkoreanische Militär in ungewohnt hoher Frequenz Raketentests durchgeführt. Damit sollte laut Eigenaussage der Regierung auch der Beschuss von südkoreanischen Flugplätzen mit taktischen Nuklearwaffen simuliert werden. Bei den Waffentests, die von Kim persönlich überwacht wurden, sind demnach Attrappen nuklearer Sprengköpfe zum Einsatz gekommen.
Bereits zuvor hatte die Regierung laut KCNA ihre Raketentests als Reaktion auf die jüngsten Seemanöver der südkoreanischen und US-amerikanischen Streitkräfte gerechtfertigt, an denen auch erstmals seit vier Jahren wieder der nukleargetriebene Flugzeugträger „USS Ronald Reagan“ teilgenommen hatte.
Zu Beginn des Monats hat Pjöngjang zudem erstmals seit fünf Jahren eine Mittelstreckenrakete über die japanische Inselgruppe fliegen lassen. Das letzte Mal, als Nordkorea 2017 eine Rakete über Japan fliegen ließ, führte das Land nur wenige Tage später einen Atomwaffentest durch.
Nordkorea soll derzeit Abschuss ballistischer U-Boot-Rakete vorbereiten
Laut Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums soll Nordkorea derzeit den Abschuss einer ballistischen U-Boot-Rakete sowie einer Interkontinentalrakete vorbereiten. Experten rechnen auch damit, dass Nordkorea in den kommenden Wochen seinen ersten Atomtest seit 2017 durchführen könnte.
UN-Resolutionen untersagen Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf befördern können.



