Nordostafrika

Sudan: Geburtsklinik in Al-Faschir angegriffen – 460 Tote laut WHO

Die RSF-Miliz hatte die Stadt Al-Faschir im Westen des Sudan am Sonntag eingenommen. Nun sollen Kämpfer dort ein Krankenhaus attackiert haben. Der Vorwurf des Völkermords steht im Raum.

Ein Satellitenfoto zeit das Gebiet um das Hauptquartier der 6. Division des sudanesischen Militärs in Al-Faschir, Sudan.
Ein Satellitenfoto zeit das Gebiet um das Hauptquartier der 6. Division des sudanesischen Militärs in Al-Faschir, Sudan.Planet Labs PBC/AP

Bei einem Angriff: auf ein Krankenhaus im Sudan sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 460 Menschen getötet worden. In dem Saudi Maternity Hospital in der jüngst von der RSF-Miliz eroberten Stadt Al-Faschir seien „Patientinnen und deren Begleitpersonen“ getötet worden, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die WHO sei „entsetzt und zutiefst schockiert“ angesichts des Angriffs auf die Geburtsklinik. Den Vorfall bezeichnete die UN als „Massaker“.

Die sudanesische Regierung von Militärmachthaber Fattah al-Burhan warf den RSF-Kämpfern vor, in Al-Faschir Moscheen und das Rote Kreuz unter Beschuss genommen zu haben. Am Dienstag hatten pro-demokratische Aktivisten im Sudan der RSF vorgeworfen, in der gleichen Klinik Verletzte getötet zu haben, die gerade behandelt worden seien.

„Alle Angriffe auf das Gesundheitswesen müssen sofort und bedingungslos aufhören“, sagte Tedros und forderte den Schutz aller Gesundheitskräfte und Zivilisten gemäß dem Völkerrecht.

Augenzeugen: „Szenen eines Völkermords“ in Al-Faschir

Die Miliz „Rapid Support Forces“ (RSF) hatte die Stadt Al-Faschir im Westen des Sudan am Sonntag eingenommen. Am Montag bestätigte Sudans Militärherrscher al-Burhan den Rückzug der Armee aus der Stadt. Die Afrikanische Union (AU) warnte in der Folge vor „Kriegsverbrechen und ethnisch motivierten Morden“.

Die sudanesische Armee warf der RSF-Miliz die Hinrichtung von mehr als 2000 unbewaffneten Zivilisten vor. Augenzeugen, die aus der Stadt geflohen waren, berichteten der Nachrichtenagentur AFP von „Szenen eines Völkermords“ in Al-Faschir.

Bei dem im April 2023 entbrannten Konflikt im Sudan stehen sich die Armee von Militärherrscher al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo gegenüber. Seither wurden bei den Kämpfen zehntausende Menschen getötet, rund zwölf Millionen Menschen mussten aus ihren Heimatregionen fliehen. In dem nordostafrikanischen Land herrscht nach Einschätzung der UNO die schwerste humanitäre Krise der Welt.