Soziale Medien

TikTok-Videos zu Autismus: Die meisten Infos sind falsch

Unzählige Videos auf TikTok thematisieren psychische Gesundheit, viele auch Autismus. Eine Studie ergab nun: Die Mehrzahl dieser Videos verbreitet falsche Informationen.

Laut einer aktuellen Studie sind die meisten Videos zum Thema Autismus auf Tiktok falsch. 
Laut einer aktuellen Studie sind die meisten Videos zum Thema Autismus auf Tiktok falsch. Westend61/imago

Oft auf Zehenspitzen gehen, häufig mit den Händen übers Gesicht reiben, die Arme halten, dass sie aussehen wie bei einem Tyrannosaurus Rex: Soziale Medien sind voll mit Videos mit Überschriften wie „Sieben Anzeichen dafür, dass du autistisch bist.“ Bei TikTok etwa laufen diese Videos unter den Hashtags #Autismtok oder #Autism, englisch für Autismus. Oft diagnostizieren sich Nutzer in den Beiträgen selbst mit Autismus oder auch ADHS. Kritik an der Flut von Videos zum Thema gibt es schon länger. Nun hat eine Gruppe von Wissenschaftlern der Drexel Universität in den USA eine Studie veröffentlicht, die belegt: Mehr als zwei Drittel der Videos mit dem Hashtag #Autism auf TikTok verbreiten falsche oder verallgemeinernde Informationen. 

Grundsätzlich kann auf TikTok jeder zu jedem Thema Beiträge erstellen. Zwar verschärfte das chinesische Unternehmen Anfang 2022 seine Community-Richtlinien und schränkte damit Beiträge zu Themen wie Essstörungen, Diskriminierung oder gefährlichen Challenges ein. Aber ob Nutzer Videos mit falschen Informationen posten, kontrolliert niemand. 

@yolk.exe #ASD#Autism#AutismTok#ASDTok#AutisticAdult#Information#InfoTok#FYP#ForYou#ForYouPage#fypシ#MarioKart ♬ mario sound - mandycap

Videos mit korrekten Informationen kommen meist von Fachleuten

Laut den Autoren der Studie gab es zum Zeitpunkt der Auswertung 11,5 Milliarden Videos mit dem Hashtag #Autism auf TikTok. Allein die ersten 133 Videos waren 198,7 Mal angeschaut worden. Diese Videos analysierten die Studienautoren und kamen zu dem Ergebnis, dass nur 27 Prozent richtige Informationen enthalten. 41 Prozent klassifizierten sie als falsch und 32 Prozent als verallgemeinernd. Die Beiträge mit korrekten Informationen waren besonders häufig von medizinischen Fachleuten erstellt worden. Nutzer reagierten gleich häufig auf Videos mit korrekten und falschen beziehungsweise verallgemeinernden Informationen. 

Auch beim Thema ADHS raten Experten davon ab, sich über Social Media selbst zu diagnostizieren. Das Online-Magazin Vice führte im Frühling ein Interview mit dem Psychotherapeuten Robert Willi zum Thema ADHS in sozialen Medien. „Gerade ADHS und ADS sind höchst komplexe Diagnosen, die man nur schwierig stellen kann“, sagte Willi dem Magazin. Dass ein Bewusstsein für ADHS geschaffen werde, sei wünschenswert. Nicht wünschenswert sei dagegen, dass sich Menschen selbst diagnostizierten. 

Die Autoren der Autismus-Studie appellieren in ihrem Schlusswort noch an medizinisches Personal: Es sei wichtig, dass Fachleute mit der großen Gemeinschaft der TikTok-Nutzer in Kontakt treten. Dafür müssten sie sich der autismusbezogenen Inhalte bewusst sein, die auf TikTok geteilt werden.