Hanka Mittelstädt

Streit über Wolf-Abschuss: Brandenburgs Agrarministerin will Staatssekretär entlassen

In Brandenburgs Agrarministerium hat es zuletzt Streit um Aussagen zum Abschuss von Wölfen gegeben. Jetzt muss ein wortführender Staatssekretär gehen.

In Brandenburg streiten Politik und Naturschützer seit Jahren über den Umgang mit den Wölfen.
In Brandenburg streiten Politik und Naturschützer seit Jahren über den Umgang mit den Wölfen.Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) hat Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) offiziell gebeten, Staatssekretär Gregor Beyer von seinen Aufgaben zu entbinden. Grund ist ein interner Streit über den Umgang und den möglichen Abschuss von Wölfen in dem Bundesland. „Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist die Grundlage dafür, die Aufgaben meines Ministeriums und die Herausforderungen, die vor uns stehen, entschlossen anzugehen und zu bewältigen“, sagte Mittelstädt. Dieses Vertrauen sei zuletzt nicht mehr gegeben gewesen.

Mittelstädt kündigte an, „im Einvernehmen mit Herrn Beyer eine weitere Verwendungsmöglichkeit für ihn im Landesdienst“ zu prüfen, und bedankte sich zugleich für seinen Einsatz. Beyer äußerte sich zunächst nicht; ebenso Ministerpräsident Woidke.

Brandenburgs Agrarministerium plant Wolf-Plenum

Die Agrarministerin war in den vergangenen Wochen auf Distanz zu ihrem Staatssekretär gegangen und hatte ihm vorgeworfen, voreilig an die Öffentlichkeit gegangen zu sein. Beyer hatte im August davon gesprochen, dass in Brandenburg eine Abschussquote von 15 Prozent für Wölfe festgelegt werden könnte. Mittelstädt wollte sich nicht auf eine Zahl festlegen und sprach davon, dass die von Beyer genannte Zahl von 1600 Wölfen nicht verifiziert sei. Stattdessen verwies sie auf die Zahlen des Landesumweltamtes, die niedriger liegen.

Das Agrarministerium will bei einem sogenannten Wolf-Plenum über den weiteren Umgang mit den Tieren mit Verbänden diskutieren. Seit vielen Jahren gibt es Streit mit Naturschutzverbänden und Tierschützern. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) lehnt eine pauschale Abschussquote für den Wolf ab. Allerdings zeigt sich der Verband offen für den Abschuss einzelner Wölfe.

Das müsse schnell und unbürokratisch passieren können, etwa wenn ein Wolf die Schutzeinrichtungen überwinden sollte, sagte der Landesvorsitzende der Umweltorganisation BUND, Carsten Preuß. Solche Problemwölfe sollten dann zum Abschuss freigegeben werden. Eine entsprechende Regelung gibt es bereits, sie ist nach Angaben von Preuß allerdings recht langwierig in der Umsetzung. „Wir hätten viel schneller an Herdenschutz als an Quotenjagd denken müssen“, sagte Preuß.

Schafzüchter fordern mehr Herdenschutz

Auch der Vorsitzende des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg, Jonas Scholz, sprach sich für eine volle Finanzierung der Herdenschutzmaßnahmen aus. Für eine Herde seien Wolfsangriffe wie „Terroranschläge“, sagte Scholz. Aber der Wolf sei ein Opportunist: Werde eine Herde ausreichend mit Zäunen und Hunden geschützt, würden die Wölfe Wild jagen.

Die Schafzüchter um Scholz hatten in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass der Herdenschutz teuer sei, etwa das Aufstellen von Zäunen oder der Kauf und Unterhalt der Herdenschutzhunde. Es gebe bereits einen europäischen Rahmen für die Finanzierung, allerdings gebe der Bund diese Gelder aktuell aufgrund fehlender haushaltlicher Grundlagen nicht frei.

Agrarministerin Mittelstädt teilte mit, dass ihre politische Agenda von den Entwicklungen rund um Staatssekretär Beyer unberührt bleibe. Die Stärkung des ländlichen Raumes, die Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik nach 2028 und die notwendigen Anpassungen an die Auswirkungen der Klimaveränderungen blieben wie die Stärkung des Naturschutzes die großen Aufgaben, sagte sie. Dies soll auch als Signal an die Verbände gelten. Der Bauernverband hatte sich in Sorge gezeigt. Beyer befindet sich derzeit im Urlaub. Vertretungsweise übernimmt Abteilungsleiter Frank Reichel die Aufgaben des Staatssekretärs.