Neue Technologien

Kampf um KI: Chinesische Open-Source-Modelle holen auf

Ein Stanford-Bericht bewertet Chinas Open-Source-KI-Modelle als nahezu gleichwertig mit führenden US-Modellen. Experten fordern gezielte Kooperationen zwischen USA und China.

"E-Bots" aus China. Nicht nur hier holt das Reich der Mitte auf.
"E-Bots" aus China. Nicht nur hier holt das Reich der Mitte auf.IMAGO

Chinesische Open-Source-KI-Modelle erreichen inzwischen Leistungsfähigkeiten und eine Verbreitung, die sie fast mit führenden US-amerikanischen Modellen gleichziehen lässt. Das geht aus einem Bericht des DigiChina Projects an der Stanford University hervor, der unlängst veröffentlicht wurde.

Die Autoren, die am Center for International Security and Cooperation sowie am Institute for Human-Centered Artificial Intelligence tätig sind, sehen chinesische Modelle nicht nur auf Augenhöhe, sondern in einigen Bereichen bereits im Vorteil gegenüber ihren US-Pendants.

Stärkere Offenheit in China

Der Bericht betont, dass chinesische Entwickler im Gegensatz zu US-Technologiekonzernen wie OpenAI oder Google DeepMind stärker auf Offenheit setzen und die sogenannten „Weights“ (also die gelernten Parameter) ihrer Modelle veröffentlichen.

Dadurch können Wissenschaftler und Unternehmen weltweit diese Modelle frei nutzen, anpassen und weiterentwickeln. Die US-Konkurrenz hingegen behält ihre leistungsfähigsten Modelle meist unter Verschluss und verfolgt geschlossene Entwicklungsansätze.

Weltweite Bedeutung offener Systeme wächst

Laut den Stanford-Experten ist die Nutzung chinesischer Open-Source-Modelle im globalen Wettbewerb inzwischen kaum aufzuhalten. Führende Vergleichstests (sogenannte Benchmarks) zeigen, dass die chinesischen Modelle Ergebnisse auf nahezu gleichem Niveau wie die besten internationalen Systeme erzielen.

Mit anderen Worten: Sie gehören inzwischen zu den leistungsstärksten weltweit und tragen entscheidend zur Weiterentwicklung offener KI-Technologien bei. Nur im direkten Vergleich mit den modernsten, nicht öffentlich zugänglichen US-Spitzenmodellen besteht noch ein kleiner Rückstand.

Aufruf zum Austausch

Der Bericht ruft US-Unternehmen und Forschungseinrichtungen ausdrücklich dazu auf, den Austausch mit chinesischen KI-Laboren, Forschern und politischen Entscheidungsträgern nicht zu meiden.

Angesichts wachsender Herausforderungen im Bereich KI-Sicherheit und Governance sei eine „selektive Zusammenarbeit“ sinnvoll. Besonders im akademischen Umfeld gebe es großes Potenzial für Kooperationen, um Risiken, Kontrollmechanismen und den verantwortungsvollen Umgang mit offenen KI-Systemen besser zu verstehen.

Neue Phase im globalen KI-Wettlauf

Die zunehmende Bedeutung chinesischer Open-Source-Modelle markiert eine neue Phase im weltweiten Wettbewerb um Künstliche Intelligenz. Während die USA derzeit noch bei den geschlossenen, kommerziell genutzten Modellen führend sind, positioniert sich China immer stärker als entscheidender Player für die offene, internationale Weiterentwicklung von KI-Technologien. Viele Experten sehen in dieser Entwicklung eine Verschiebung von technologischem Einfluss – weg von einzelnen Konzernen, hin zu einem breiteren, globalen KI-Ökosystem.