Vor dem Stahlgipfel am Donnerstag im Kanzleramt herrscht zumindest in einem Punkt Einigkeit: Die Stahlproduktion soll in Deutschland erhalten bleiben. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) erklärte vor dem Treffen: „Deutschland braucht die Stahlindustrie – wettbewerbsfähig, zukunftssicher, modern.“ Rund 80.000 Menschen arbeiten laut Wirtschaftsvereinigung Stahl bundesweit in der Branche. Sie gilt als Schlüsselindustrie – nicht nur für den Bau- und Automobilsektor, sondern auch für die Rüstungsproduktion. Zu hohe Abhängigkeiten von Importen, etwa aus China, könnten im Krisenfall zum Risiko werden.
Trotz des gemeinsamen Ziels steht die Industrie massiv unter Druck. Hohe Energiepreise, sinkende Nachfrage und günstige Importe, vor allem aus China, belasten die Unternehmen. Hinzu kommen Schutzzölle der USA und die teure Umstellung auf klimafreundlichere Produktionsverfahren. IG-Metall-Vize Jürgen Kerner warnte im Vorfeld vor einem „Kollaps der Stahlindustrie“, sollte die Politik nicht rasch handeln. Besonders beim Thema Industriestrompreis wird Bewegung erwartet: Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) kündigte an, dass die Gespräche mit der EU-Kommission kurz vor dem Abschluss stehen. Ab 2026 soll besonders energieintensiven Unternehmen ein günstigerer Strompreis zugutekommen.
Schutzzölle und Standortpolitik im Fokus
Auch die geplante Begrenzung von Billigimporten steht zur Diskussion. Die EU-Kommission will Stahlimporte durch Strafzölle von bis zu 50 Prozent eindämmen. Während sechs Bundesländer diese Pläne unterstützen, ist sich die Bundesregierung noch uneinig. Wirtschaftsvertreter warnen indes vor höheren Produktionskosten und möglichen Gegenreaktionen anderer Staaten. Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sprach sich dennoch für eine Übergangslösung aus, um die deutsche Stahlproduktion zu schützen.
