Die Besatzung der Dragon-Raumkapsel des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX hat den ersten privat finanzierten Weltraumspaziergang der Geschichte unternommen. Zuvor war der risikoreiche Weltraumspaziergang während der privaten Mission „Polaris Dawn“ mehr als drei Stunden verschoben worden. Ein Grund wurde vom Raumfahrtunternehmen SpaceX zunächst nicht genannt.
Je zwei Amateur-Astronauten der Mission „Polaris Dawn“ sollten dabei für jeweils 15 bis 20 Minuten das Raumschiff verlassen, während die anderen beiden an Bord bleiben. Da die Dragon-Kapsel nicht über eine Luftschleuse verfügt, herrschte während dieser Zeit in der gesamten Kapsel ein Vakuum.
Polaris Dawn: So lief der Außeneinsatz im All ab
Auf Live-Bildern des privaten Raumfahrt-Unternehmens SpaceX war zu sehen, wie sich zunächst Jared Isaacman und dann Sarah Gillis im Raumanzug für einige Minuten aus der Luke des Crew Dragon streckten. Während ihres Ausflugs sollten die Crew-Mitglieder die von SpaceX entwickelten futuristischen Raumanzüge samt Headup-Display und Helmkamera testen. Frei im Weltraum schwebten die Laien-Astronauten während der jeweils nur wenige Minuten dauernden Aktion aber nicht, sie blieben auf einer Art Leiter im Eingang des Crew Dragon stehen. Danach wurde die Luke des Raumschiffs wieder geschlossen und der Druck in der Kabine wieder aufgebaut.
Die Raumfahrer waren am Dienstag zur Mission „Polaris Dawn“ ins All gestartet und hatten sich dabei in ihrer Kapsel zeitweise bis auf 1400 Kilometer von der Erde entfernt – so weit wie kein Astronaut seit den Apollo-Mondmissionen der 60er- und 70er-Jahre.
Nach mehrmaligem Aufschub hat Elon Musks SpaceX am Dienstag die „Polaris Dawn“ gestartet. Die Rakete mit der Dragon-Kapsel hob von Cape Canaveral ab. Im Kontrollzentrum brach Beifall aus, als sich die Dragon-Kapsel erfolgreich von der Rakete trennte. „Die ‚Polaris Dawn‘-Crew befindet sich jetzt in der Schwerelosigkeit“, schrieb SpaceX wenige Minuten später im Onlinedienst X. „Herzlichen Glückwunsch an das SpaceX-Team und die Besatzung des Polaris-Programms“ gratulierte der Tech-Pionier und Chef von SpaceX, Elon Musk.
Ursprünglich war der Start bereits für den 27. August geplant. Er wurde aber mehrmals verschoben, unter anderem wegen eines Heliums-Lecks und ungünstiger Wetterbedingungen.
Wer sind die vier Amateur-Astronauten der Mission „Polaris Dawn“?
Zu den Raumfahrern an Bord der Kapsel gehört der US-Milliardär Jared Isaacman, der das „Polaris“-Programm gemeinsam mit SpaceX finanziert. Isaacman ist Gründer des Bezahldienstes Shift4, 2021 nahm er bereits am ersten Weltraumtourismus-Flug von SpaceX teil. Der Flugzeug- und Weltraumfan charterte dafür eine Rakete und eine Dragon-Raumkapsel von SpaceX und blieb mit drei Begleitern drei Tage lang in einer Erdumlaufbahn. Der 39-Jährige hat drei weitere Reisen in den Weltraum gebucht.
An der „Polaris Dawn“-Mission nehmen neben Isaacman der frühere Air-Force-Pilot Scott Poteet sowie die beiden SpaceX-Raumfahrtingenieurinnen Sarah Gillis und Anna Menon teil. Alle vier bereiteten sich mehr als zwei Jahre lang auf ihren Flug vor.

Ein Ziel der Mission: Informationen über Auswirkungen auf Körper sammeln
1400 Kilometer von der Erde entfernt – und damit dreimal so weit weg die Internationale Raumfahrtstation (ISS) – herrsche „eine völlig andere Umgebung in Bezug auf Strahlung und Mikrometeoriten“ hatte Isaacman im vergangenen Monat bei einer Pressekonferenz erklärt. „Wir werden so kurz wie möglich dort bleiben, gerade mal so lange wie notwendig, um die Daten zu sammeln, die wir wollen“, sagte Isaacman. Insbesondere sollen Informationen über die Auswirkungen der Umgebung auf den menschlichen Körper und das Raumschiff gesammelt werden.
An Bord der Kapsel sind eine Reihe Experimente geplant, so sollen etwa spezielle Kontaktlinsen die Änderungen des Augeninnendrucks der Passagiere messen. Auch die Kommunikation per Laser mit den Starlink-Satelliten von SpaceX soll getestet werden.
Insgesamt planen Isaacman und Musk in den kommenden Jahren noch zwei weitere Missionen im Rahmen des „Polaris“-Programms.



