Der Chef der Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, versucht offenbar, die Kontrolle über eine russische Partei zu erlangen. Das geht aus einer Analyse des Institute for the Study of War (ISW) hervor. Unter Bezug auf das regierungskritische russische Exilmedium Meduza, heißt es, Prigoschin nehme aktuell immer mehr Einfluss in der Partei „Gerechtes Russland - Für die Wahrheit“.
Vier Mitglieder hätten kürzlich die Partei verlassen, da ihnen die engen Beziehungen Prigoschins mit Parteichef Sergej Mironow missfallen hätten, heißt es in dem Bericht. Mironows Eintreten für die Söldnergruppe Wagner könnte nach Ansicht des ISW eine Spaltung im Kreml befeuern.
Zwei Kreml-Quellen und ein Insider der St. Petersburger Regierung behaupten nun dem Bericht nach, dass Prigoschin eine Führungsposition innerhalb der St. Petersburger Niederlassung von „Ein gerechtes Russland - Für die Wahrheit“ anstrebt, um mit dem St. Petersburger Gouverneur Alexander Beglow um Einfluss in der Stadt zu konkurrieren. Mironow wiederum versuche womöglich, seinen politischen Einfluss wiederzubeleben und Prigoschin als Gönner für seine politischen Ambitionen zu nutzen.
Prigoschin stehe jedoch im Konflikt mit der Verwaltung. Seine Ambitionen auf die Führung der Partei könnten sich also als fruchtlos erweisen.
Machtkampf zwischen Beglow und Prigoschin in St. Petersburg
In der russischen Millionenmetropole St. Petersburg spitzt sich seit längerem der Machtkampf zwischen Prigoschin und Beglow zu. Prigoschin beschimpfte den 66 Jahren alten Politiker der Kremlpartei Geeintes Russland am Freitag als „Drecksack“, der in der Stadt fehl am Platze sei, und forderte erneut Strafermittlungen gegen ihn. Beglow führt die Heimatstadt des russischen Präsidenten Wladimir Putin seit 2018 – erst als Interimsgouverneur, dann seit 2019 auch als gewähltes Oberhaupt.
Der von Putin eingesetzte Gouverneur sieht sich seit langem Attacken des einflussreichen Geschäftsmanns ausgesetzt. Nun allerdings beschuldigte Prigoschin den Gouverneur im seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram, die Öffentlichkeit zu belügen und die Sicherheitslage in der bei Touristen beliebten Metropole am Finnischen Meerbusen zu vernachlässigen. Von Beglow gab es zunächst keinen Kommentar.
Privatarmee Wagner wirbt neue Freiwillige für Krieg gegen Ukraine
Zuletzt war bekannt geworden, dass die russische Privatarmee Wagner in einem offenen Brief um Freiwillige für den Einsatz im Kriegsgebiet für einen Sold von 240.000 Rubel (rund 2700 Euro) monatlich, wirbt. Versprochen werden außerdem Erfolgsprämien, teilte Wagner mit. Der Chef der Armee, Jewgeni Prigoschin, bestätigte am Montag, dass ein Schreiben seines „Rekrutierungsdienstes“, auf dem auch Telefonnummern stehen, echt ist. Gesucht werden demnach Männer im Alter zwischen 21 und 60 Jahren für den Einsatz im Kriegsgebiet. Ein abgeschlossener Wehrdienst sei keine Voraussetzung, heißt es da.



