Migration

Sea-Eye-Schiff festgesetzt: Deutsche Seenotretter bitten Baerbock um Hilfe

Die italienische Küstenwache hatte das Rettungsschiff für 20 Tage festgesetzt. Die Außenministerin soll nun Druck auf die Regierung ausüben.

Mit der „Sea-Eye 4“ wurden bereits in der Vergangenheit Migranten gerettet. Hier legt das Schiff in Trapani an. 
Mit der „Sea-Eye 4“ wurden bereits in der Vergangenheit Migranten gerettet. Hier legt das Schiff in Trapani an. Alberto Lo Bianco/dpa

Die deutsche Seenotrettungsorganisation Sea-Eye hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) um Hilfe gebeten, nachdem italienische Behörden ihr Rettungsschiff „Sea Eye 4“ festgesetzt haben. Baerbock müsse sich dafür einsetzen, dass die vor kurzem eingeführten strengen italienischen Gesetze zur Seenotrettung geändert werden, forderte die Organisation in einem am Sonntag veröffentlichten Schreiben.

Die „Sea Eye 4“ hatte zwei verschiedenen Booten im Mittelmeer geholfen; daraufhin hatte die italienische Küstenwache das Schiff für 20 Tage in Ortona in der süditalienischen Region Abruzzen festgesetzt.

Italiens rechte Regierung erschwert Seenotrettung

Die italienische Regierung unter der rechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte die Aktivitäten von Seenotrettern Anfang des Jahres eingeschränkt. Seither müssen Rettungsschiffe die Behörden informieren, sobald ein Boot gerettet wurde - und einen von den Behörden zugewiesenen Hafen ansteuern. Dieser liegt häufig weit vom Ort der Rettungsaktion entfernt, sodass die Rettungsschiffe keinen weiteren Booten helfen können und viel Zeit verlieren.  Der harte Kurs der italienischen Regierung gegen die Seenotrettung durch NGOs war Mitte Februar per Dekret zum Gesetz geworden.

Kritiker sprechen von Kriminalisierung der Seenotrettung und „offenem Bruch“ mit der internationalen Gesetzgebung in Bezug auf Seerecht. Wozu diese Politik führen kann, zeigte zuletzt Ende Februar das verheerende Bootsunglück von Steccato di Cutro, vor Kalabriens Küste - das 94 Menschen das Leben kostete.

„Die italienische Regierung delegiert nicht die Grenzkontrolle und die Seenotrettung an private, unter ausländischer Flagge fahrende Schiffe, die von ausländischen Staaten finanziert werden“, erklärte ein Vertreter des Innenministeriums auf den Social-Media-Kanälen seiner Partei, der fremdenfeindlichen Lega.

„Wir können keine Notrufe ignorieren“, sagte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler. Sea-Eye forderte in dem Schreiben Baerbock und das Auswärtige Amt auf, Druck auf Italien auszuüben, dass zivile Rettungsschiffe nicht länger festgesetzt werden dürfen, wenn sie mehrere Rettungseinsätze unternommen haben. Außerdem müssten die festgesetzten deutschen Boote freigegeben und von Bußgeldern verschont werden.