Vom 11. bis 21. Juli 2022 wird der Betreiber der Ostseepipeline mit Sitz in der Schweiz, Nord Stream AG, beide Leitungsstränge der Gasleitung für „routinemäßige Wartungsarbeiten“ vorübergehend abschalten. Das geht aus einer aktuellen Mitteilung des Betreibers hervor. Der Wartungsplan sei in enger Absprache mit Geschäftspartnern koordiniert sowie in Übereinstimmung mit einer entsprechenden EU-Verordnung beschlossen worden, heißt es weiter. Die Nord Stream AG gehört zu 51 Prozent dem russischen Staatskonzern Gazprom.
Es wurde schon früher berichtet, dass Gazprom bald die Gasflüsse über Nord Stream 1 nach Europa für die jährliche Wartung stoppe. Eine ähnliche Wartung hat schon in den vergangenen Jahren im Juli stattgefunden, doch dieses Jahr wird sie zu einer Art Zitterpartie, nachdem der russische Staatskonzern Gazprom Mitte Juni die Gaslieferungen über die Pipeline nach Europa um 60 Prozent drosselte.
Der Konzern begründete die Drosselung mit einer fehlenden Gasturbine des Siemens-Konzerns, die nach der Überholung in Kanada noch nicht ausgeliefert wurde. Der Aufsichtsrat bei Siemens Energie, Joe Kaeser, konterte jedoch die Vorwürfe. Eine fehlende Turbine würde solch eine starke Drosselung niemals rechtfertigen, sagte Kaeser in einem Interview. Es müsse eine politische Motivation geben.
Kommt das Gas wieder zurück?
Die Befürchtung, dass das Pipeline-Gas für eine längere Zeit wegbleiben könnte, hatte in dieser Hinsicht der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller (Grüne), geäußert. Es könnte zwar sein, dass Kreml-Chef Wladimir Putin die Gasflüsse über Nord Stream 1 nach der Wartung wieder erhöhen werde, sagte Müller dazu bei „Maybrit Illner“. Bisher rechne man aber damit, dass die Gasflüsse über Nord Stream 1 ab dem 11. Juli auf null runtergehen würden.
Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) fürchtet einen kompletten Lieferstopp. Es drohe ab dem 11. Juli eine „Blockade von Nord Stream 1 insgesamt“, sagte Habeck am Donnerstag bei einem „Nachhaltigkeitsgipfel“ der Süddeutschen Zeitung. Die Gasversorgung über den Sommer sei zwar gewährleistet, aber im Winter könnte es wirklich problematisch werden.
Uniper bittet die Bundesregierung um Hilfe
Deutschlands größter Importeur von russischem Gas, Uniper Energy, hatte bereits ab Mitte Juni rund 60 Prozent weniger Gas aus Russland als nominiert bekommen. Man sehe die Lage sehr angespannt und müsse aufgrund der fehlenden Gasmengen die Einspeicherung in die Erdgasspeicher verringern, sagte Konzernsprecher Georg Oppermann der Berliner Zeitung vor einer Woche und begrüßte die Ausrufung der Alarmstufe im Notfallplan Gas durch das Wirtschaftsministerium als „dringend geboten“.


