USA

RFK Jr. blamiert sich mit Gesundheitsbericht: Wurden frei erfundene Studien zitiert?

Mehrere in einem von der Trump-Regierung veröffentlichten Bericht zitierte Studien zu Kindergesundheit existieren wohl nicht. Forschende zweifeln an der Seriosität des Papiers.

US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr.
US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr.Manuel Balce Ceneta/dpa

Ein von der US-Regierung unter Donald Trump vergangene Woche veröffentlichter Bericht zur Kindergesundheit, der als „klare, evidenzbasierte Grundlage“ für politische Maßnahmen vorgestellt wurde, ist in die Kritik geraten: Das Papier der sogenannten „Make America Healthy Again“-Kommission zitiert mehreren Medienberichten zufolge Studien, die gar nicht existieren.

Darunter finden sich angebliche Studien zu Themen wie Medikamentenwerbung, psychischen Erkrankungen oder Asthmabehandlung bei Kindern. Doch weder sind die zitierten Titel auffindbar, noch existieren die genannten Studien in wissenschaftlichen Datenbanken. Die Epidemiologin Katherine Keyes von der Columbia University, die im Bericht als Autorin einer Studie genannt wird, erklärte gegenüber der New York Times, sie habe nie einen solchen Text verfasst.

Die Nachrichtenagentur AFP sprach unter anderem mit Noah Kreski, einem Columbia-Forscher, der in dem Regierungsbericht als Autor einer Studie über Angststörungen und Depressionen bei Jugendlichen während der Coronapandemie genannt wurde. Das in dem Bericht genannte Zitat stamme „nicht aus einer unserer Studien“, sagte Kreski. Seiner Einschätzung nach gebe es die genannte Studie überhaupt nicht. Das entsprechende Zitat ist in dem Bericht mit einem Link versehen, der zu einem Artikel im Wissenschaftsmagazin Jama führen soll, jedoch nicht funktioniert. Einem Sprecher des Jama-Netzwerks zufolge gibt es kein solches Zitat in einer Jama-Veröffentlichung.

Ein weiterer ebenfalls genannter Columbia-Forscher, Guoahua Li, sagte AFP, das angeblich von ihm stammende Zitat in dem Bericht sei „frei erfunden“. Seinen angeblichen Ko-Autoren Kreski kenne er nicht. Ein weiterer von AFP kontaktierte Wissenschaftler, ein Universitäts-Sprecher und ein Wissenschaftsverlag, die im Zusammenhang mit Studien stehen, die in dem Regierungsbericht genannt wurden, äußerten sich ähnlich. Bei mindestens vier genannten Studien gibt es den AFP-Recherchen zufolge Unstimmigkeiten.

Trump-Sprecherin verteidigt Bericht, spricht von „Formatierungsfehlern“

Regierungssprecherin Karoline Leavitt sagte am Donnerstag, in dem Bericht habe es „Formatierungsfehler“ gegeben. „Dies stellt den Inhalt des Berichts nicht in Frage“, fügte sie hinzu. Dazu, wie genau der Bericht erstellt worden war und ob dabei Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz kam, sagte Leavitt nichts.

In einer aktualisierten Version des Berichts wurden die von AFP untersuchten Zitate mit neuen Links zu existierenden Quellen versehen. In einem Fall führte ein Link statt zu einer wissenschaftlichen Veröffentlichung zu einem Artikel der New York Times.

Die Demokraten kritisierten am Donnerstag, der Bericht der Trump-Regierung sei „voller Fehlinformationen“. Das Gesundheitsministerium von Minister Robert F. Kennedy Jr. versuche, „seine politischen Prioritäten mit Studien und Quellen zu rechtfertigen, die nicht existieren“.

Kennedy-Bericht warnt vor Zusatzstoffen und Impfungen

Die US-Regierung hatte den Bericht zu chronischen Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen in der vergangenen Woche vorgelegt. Kennedy nannte den Bericht einen „Aufruf zum Handeln für den gesunden Menschenverstand“. Die von ihm eingesetzte Kommission hatte dafür insbesondere die Ernährung von Kindern und Jugendlichen unter die Lupe genommen. Sie kommt zu dem Schluss, dass vor allem hoch verarbeitete Lebensmittel und Zusatzstoffe chronische Krankheiten begünstigten. Als weitere Aspekte werden Umweltgifte und nicht ausreichende Bewegung genannt.

Darüber hinaus werden aber auch angebliche Gesundheitsgefahren durch Impfungen genannt, die nicht mit dem wissenschaftlichen Konsens übereinstimmen.

Kennedy war früher ein angesehener Anwalt für Umweltrecht, bevor er zunehmend mit Verschwörungserzählungen für Aufmerksamkeit sorgte. In der Vergangenheit vertrat er zudem wiederholt die widerlegte Theorie, Impfungen in der Kindheit führten zu Autismus. Im April gab er eine entsprechende Untersuchung dazu in Auftrag.